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Schikaneder, tLmanuel. 535
genommen, heyrathete in der Folge die Ziehtochter semeS Principals, und
übernahm selbst die Direction der Truvpe. Um den Geschmack der damahli-
genZeit, die bekannten extemporirtenStücke, zu bekämpfen, begannS.selbst
zuschreiben, und seine ersten Leistungen im Gebiethe der Schrifrstelle,
rey, unvollkommen wie sie waren, erfreuten sich dennoch zu jener Zeit,
wo man noch nichts besseres kannte, des ungetheiltesten Beyfalls. S.
ging nun mit seiner wandernden Gesellschaft nach Innsbruck, Lai-
bach, Grätz, Presiburg und Pesth, wo er allenthalben gute Ge-
jchafte machte, und dadurch ba'.d in einen Stand von Wohlhabenheit
kam, der ihn sogar erlaubte, Wagen und Pferde zu halten. InPreß-
burg hatte er den tollen Einfall, ein Stück zu schreiben und aufführen
;u lassen, wo die Personen lauter Hähne und Hühner waren, und
eine Gans die Hauptrolle harre. Die Garderobe dazu kostete ungeheu-
res Geld, das Stück trug natürlich nichts ein , und so sank S.'s Wohl-
stand bald wieder, und die Auflösung der ganzen Gesellschaft folgte in
kurzer Zeit. Hierauf ging er nach W i e n , allein auch hier verfolgte
ilm das Unglück, er ließ sich nähmlich beykommen, im Hofburgtheater
als Graf Essex aufzutreten, und wurde total ausgezischt. S. reiste
nun wieder nach Bayern, und brachte neuerdings eine Gesellschaft zu-
sammen, mit welcher er in mehreren Reichsstädten, zuletzt in Regens-
burg spielte, und sich wieder in etwas erholte. Seine Frau war jedoch
in Wien beym Theater im Freyhause zurückgeblieben, dessen Direction
sie in der Folge selbst übernahm. Während dieser Zeit musite S. gewisser
Verhältnisse w?g?n, seine Direction neuerdings niederlegen, er reiste
nach Wien und übernahm die Leitung des damahligen Wiednertheaters
aus den Handen seiner Frau. Hier begann seine Glanzepoche, seine
Theaterstücke, wie seine Rollen gefielen außerordentlich , und setzten seine
Casse wieder in die glänzendsten Umstände. Dazu kam noch seine Be-
kanntschaft mit Mo zar t , welcher S.'sZauberfiöte in Musik setzte, und
dadurch einen Toeil dieser Oper der Unsterblichkeit weihte, während ein
anderer Theil derselben, nahmentlich die Papagenolieder :c. nach S.'s
Willen, dem Zeitgeschmacke huldigten, und mit demselben verschollen
sind. Beglaubigtest, daß diese Gesangstücke Mozar t von S. größten-
theils zur Composstion vorgesungen wurden, und daß der große Meister
selbst einmahl lächelnd ausrief: „Nun, das wird ein schöner Schmarn
werden!" 1797 ging der Theater-Contract im Freyhause zu Ende; S.
erbaute nun in Gesellschaft mit dem reichen Kaufmann Z i t te rbar th
das neue schöne Theater an der Wien, welches 1300 mit großem Pom-
pe eröffnet wurd^e. Auf diesem neuen und großen Wirkungskreise ging
eine Zeitlang wohl noch alles ganz gut, es wurden große Summen ein-
genommen, jedoch auch sehr viel ausgegeben, die Gesellschaft war un-
geheuer groß, die Garderobe immer brillant, und die' Decorationen
übertrafen alles, was man bisher auf dem Theater gesehen hatte. Zu-
dem war S. gewohnt, auf glänzendem Fuße zu leben, und so gerieth
er nach und nach in Schulden, ans welchen er sich nicht mehr herauszu-
wickeln im Stande war, auch entspannen sich Cabalen verschiedener Art
und S. übergab endlich seinem bisherigen Gesellschafter Z i t te rbar th
gegen eine nahmhafte Entschädigungssumme das Privilegium nebst allen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie