Page - 570 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe N-Sed, Volume 4
Image of the Page - 570 -
Text of the Page - 570 -
570 Schneider, I o h . A loys .
als Magistrats- und Consistorialrath angestellt. Auf diese Stelle resig.
nirte er jedoch bald und übernahm die Iustiziariate der Herrschafte'!
Reichstadt, Politz und P loschkowitz, dann der fürstl. Trautt-
mansdorff'schen, endlich der gräfl. Colloredo-Wal lsee'schen Gü-
ter. Von 1803—6, während seines Aufenthalts in Prag, supplirte
er nach Professor Meißner's Abgänge die Lehrkanzel der Ästhetik und
classischen Literatur. Seine Vorlesungen fanden allgemeine Würdigung.
1806 übersiedelte er nach Rozdalowitz, dann nach Dimokur und
später nach Smidar. Er starb daselbst am 17. May 1835. Von sei-
nen poetischen Arbeiten erschienen: Poetische Versuche,! Prag 1305;
2. Auft., eb. 1817. — Cyclus Marienbader Gedichte, eb. 1319. Mit
besondererVorliebe widmete sich S. in seinen späternLebensjahren der böhm.
Literatur und gab ein Bündchen böhm. Lieder, Königgratz 1823, heraus,
dem 1830 ein zweytes folgte. Mehrere seiner böhm. Lieder und Balla-
den sind ins Deutsche und eine Ballade ins Englische vom Dr. Bow-
ring übertragen worden.
Schneider, I oh . Aloys, Dr. der Theologie und Philosophie,
Comthur des königlich sachsischen Civil - Verdienst - Ordens , Bischof
zu Argo s (Arg ia) und Beichtvater des Königs von Sachsen, Dom-
capitular zu Krakau und Ehrendomherr zu P o s e n , wurde zu
Brunn am 12. April 1752 geboren.Schon in seinem 10. Jahre betrat
er das Gymnasium seiner Vaterstadt und machte sich in einem Zeitraume
von 6 Jahren die lateinische Sprache und die humanistischen Wissenschaf-
ten eigen. Er ging dann nach Olmütz, wo er ein Jahr die Vorlesun«
gen über Philosophie hörte und 1763 in die Gesellschaft Jesu trat. Er
setzte in Prag das philosovhische Studium fort und erhielt die philoso-
phische Doctorwürde. — Als 1773 der Orden aufgelöst wurde, wandte
er sich zum Weltpriesterstande und hörte theologische Collegien. Gleich
nach erhaltener Priesterweihe (1776) wurde er als Professor der Gram-
matik, an dem Prager Kleinseirner Gymnasium angestellt. Es verdank-
ten ihm viele ausgezeichnete Manner in dem östecr. Staate ihre erste
wissenschaftliche Ausbildung. Die hinreißende Beredsamkeit in seinen
Predigten verschaffte ihm gar bald einen auswärtigen Ruf und zwar
als Prediger an die katholische Capelle nach Leipzig. Unter den evan«
gelischen Kanzelrednern waren damahls Zo l l ikofer und Rosen mül-
ler in Leipzig die berühmtesten. Nach diesen suchte sich S. auszubil-
den, der in Hinsicht der Naturgaben vielleicht noch Vorzüge vor ihnen
hatte. Nach Zoll ikofer's Tode.war er der besuchteste Prediger in
Leipzig. Außer den Fastenpredigten, welchen die kritischen Blatter
ihren Beyfall nicht versagt haben, besitzen wir von ihm aus dieser Pe-
riode nichts Gedrucktes von seinen Predigten. Dagegen schreibt sich aus
derselben das so oft aufgelegte Gebeth- und Erbauungsbuch. Nur wenige
Jahre bekleidete er in Dresden das Amt eines katholischen Hofpredi-
gers; er wurde zuerst von der Königinn von Sachsen, dann auch von
dem Könige selbst zmn Beichtvater erwählt, wozu noch die Würde eines
apostolischen Pronotars und Vicars hinzu kam. Von der Erfurter Uni-
versität erhielt er 1806, desigleichen 1803 aus Er langen, das Di-
plom eineS Doctors dcr Theologie. 1316 ernannte ihn Pius VI I . zum
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie