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694 Schrcms. — Schrenk, das Geschlecht.
ausgebreiteten Praxis besonders unter Fremden vom Stande war, daß
sich auch sein Nuf ins Ausland verbreitete, von woher er oft über man-
che schwere und verwickelte Krankheitsfälle consultirt wurde. Sein Amt
als Physikus des Bürgerspitals, welchem er bis zur Aufhebung dessel-
ben, 17Ü5, durch 24"Jahre vorstand, verschaffte ihm die Gelegenheit,
nicht nur wesentliche Verbesserungen sowohl in medicinischer als ökono-
mischer Rücksicht daselbst einzuführen; sondern auch eine große Anzahl
junger Ärzte zu bilden, welchen er seine Erfahrungen am Krankenbette
mittheilte. Eine seltene Anspruchlosigkeit und Bescheidenheit machte ihn
auf jede Auszeichnung, Titel und Ehrenstellen verzichten; daher wollte
er auch nie eine akademische Würde bekleiden, sogar nie als Schriftstel-
ler auftreten, ungeachtet er es bey dem reichen Schatze seiner Erfahrun-
gen und bey seinem richtig und scharf auffassenden Beobachtungsgeiste
nicht ohne Rubm hatte thun können. Daher lehnte er selbst mit einer
Art von Ängstlichkeit jede Leitung der Spitalsangelegenheiten Wiens
bey det Reform ab, welche I o s e p h I I . bald nach dem Antritte
seiner Regierung vornahm; obgleich dieser Monarch nicht nur einen
schriftlichen Plan von ihm verlangt und erhalten, sondern ihn auch in
einer persönlichen Unterredung darüber consultirt hatte, öfters wurde
er zwar zu Berathschlagungen über öffentliche Medioinal-Angelegenhei-
ten sowohl, als über Krankheitsfälle in der kaiserlichen Familie, vor,
züglich in den letzten Krankheitsfällen Joseph's I I . und Leopold'sII.
zugezogen, aber nie leitete er daraus einen Anspruch auf einen öffentli-'
chen Charakter her. So lebte er im S>tillen, ohne Aufsehen seine Wis-
senschaft übend und Gutes wirkend. Den 4. Noo. 1309 starb-dieser be-
lühmte Arzt im 74. Jahre seines Alters, als er noch mit seinem Neffen
Carl FranzAnt. S. (s. d.) in den Ritte'rstand erhoben wurde.
Schrems, großer niederösterr. Marktflecken und Schloß im
V. O. M. B., an der Prager Poststraße, mit 1,570 Einwohnern. Es
bestehen hier eine bedeutende Kattun- und Baumwollencroise-Weberey-
anstalt, mehrere Färbereyen, ein Brauhaus und eine Glashütte.
Schrenk, eine uralte, ursprünglich in Thüringen, und später in
Bayern, dermahl aber, sowohl in dem letztern Königreiche, als auch in
den österr. Erbstaaten ansäßrge adelige, gegenwärtig freyherrliche Fa-
milie, deren reine ununterbrochene Stammreihe mit Triph on S. be-
ginnt, welcher um 1209 landgraftich thüringischer Rath, und ein Vater
Berthol d's gewesen ist, der das Schloß Notzing in Bayern er-
tauft, und darauf seinen Stamm fortgepflanzt hat. Dessen Nachfolger
haben sowohl den deutschen Kaisern, als auch den Herzogen und Chur-
fürsten von Bayern, dann den Erzherzogen von Osterreich in Kriegs-
und Friedenszeiten ersprießliche Dienste geleistet. — Von denselben ver-
dienen insbesondere Ba r th ol omäu s S. v. Notzing, welcher sich
um die Mitte des 16. Jahrhunderts als herzoglich bayerischer Rath und
Feldzeugmeister auszeichnete, dann dessen Sohn Jacob, kaiserl. Rath
und Geheimschreiber des Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, rühm-
lichst erwähnt zu werden. Letzterer hat sich als der Verfasser des soge-
nannten Heldcnbuches, welches tl)0I zu Innsbruck erschienen ist,
und die Beschreibung des Lebens und der Thaten, nebst den Bildnissen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie