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fü r t am M a i n besitzt davon ein Original iu seiner werthvollen Ge-
mäldesammlung, in welche es aus den Händen deKKupferstechers Jury
als eine Gabe der Freundschaft überging.
Schuster, Ignaz, kaiserl.Hofcapellsanger, gewes. Schauspielern«
priv. Theater in der Leopoldstadt, einer der vorzüglichsten neuern Ko-
miker, Componist, war geboren zu Wien den 20. Iuly 1770. Von
der Natur mit dem Körperbau nicht sonderlich begünstigt, schien sie ihm
die Gaben des Geistes desto freygebiger mitgetheilt zu haben. Wie seine
beyden Brüder Ios. S. und Ant. S. verwendete er sich früh für dar-
stellende Kunst, er ließ sie jedoch bald weit hinter sich zurück und zeigte
das eminenteste Talent im Fache der sogenannten trockenen Komik, wie
in jener der Bonhomie, in welchem er wohl keinen ebenbürtigen Neben-
buhler gefunden haben möchte. Er war ganz auf der Bühne zu Hause,
nichts war vermögend, ihn aus der Fassung zu bringen, seine Extem-
porationen waren trefflich, sein Costume stets ausgezeichnet. Er war im
Besitze eines sehr wohlklingenden und biegsamen Organs, aller Modu-
lationen fähig. Die Blüthezeit seines Ruhms fällr in die Jahre 1312
—13, wo er im Theater in der Leopoldstadt durch die Darstellung meh-
rerer für ihn von dem damahligen Theaterdichter Bauer le eigens ge-
schriebenen Rollen auf die figürlichste Weise Furore machte, darunter
sind besonders erwähnenswerth die Darstellung des, vorzüglich durch
S. zur stehenden Charäktermaske gewordenen Parapluiemachers Sta-
berl in den ergötzlichen Bürgern von Wien/ dann die Rolle Würfel's
in dem ungleich gediegeneren, K otzeb u e'sHypersentimentalirätg'lück-
lich parodirenden Leopoldstaa^ Zur Zeit des Congreffes in Wien er«
hielt S. mehrere werthvolle Geschenke von fremden Fürsten, besonders
von dem König von Preußen, welchen S.'s Darstellungsgabe besonders
ansprach und der ihn vor einigen Jahren auch für mehrere Gastrollen
nach Be r l i n einlud, wo S. besonders beyfällig aufgenommen wur-
de. In der Folge erstand S. zwar an Ra imund ein machtiger Ne-
benbuhler, da jedoch ihre Darstellungsart so sehr verschieden war, so
tonnten sie immer recht gut neben einander bestehen, odschon der einige
Mahle gewagte Versuch des Zusammenspielens in einem und demselben
Stücke jederzeit mißlang. Desto besser vertrug sich dafür das Zusammen»
spielen S.'s mit den unvergeßlichen TalentenK orn th eu er und der
Krones und die Zeit des Zusammenwirkens dieser 3 eminenten Kunst'
ler war sicherlich die Glanzepoche des Leopoldstädter Theaters zu nennen.
Unvergeßlich sind ihre Leistungen im Fleischhauer zu Odenburg; Gisperl
und Fisperl; Sylphide; Wien, Paris, London und Constantinopelj
Und vielen andern Stücken mehr. Um 1620 wurde S. zum Hofcapellsän-
ger ernannt und nachdem er noch durch eine Reihe von Zähren durch na-
turgetreue Auffassung und Darstellung vieler Rollen, so wie durch fei-
nen trefflichen Humor auf der Leopoldstadter Bühne vielen erfreulichen
Genuß verschafft hatte, trat er um 1323 von derselben ab und gastirte
auf andern Bühnen mit vielem Beyfall. In dieselbe Zeir fällt auch seine
bereits erwähnte Kunstreise nach Ber l i n . Neuerer ZeitwarS. wieder
öfr und ausschließend an der Leopoldstädter Bühne beschäftigt und wußte
fernen alten Rühm auf das kräftigste zu behaupten. Außer obgenann«
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie