Page - 629 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe N-Sed, Volume 4
Image of the Page - 629 -
Text of the Page - 629 -
S c o p o l i.
Scopol i , I oh . Ant., war 1723 zu C av aleseim tyrolischen
Fleimserthale geboren. Er studirte am Gymnasium zu H a l l , und
dann an der Universität zu Innsbruck, wo er sich der Arzneywissen«
schaft widmete. Die Schriften von Boerhave , Hofmann und
Sydenham waren in dieser Zeit seine eigentlichen Lehrer und er voll»
endete seine Studien mit der Auszeichnung, daß ihm schon 1743, im
20. Jahre seines Alters, mit einer Ausnahme von der Regel, dasDoc-
torat ertheilt wurde. Hierauf verlegte er sich anfangs zu T r ien t und
dann zu Venedig unter der Leitung der angesehensten Ärzte auf die
medicinische Praris, und er begleitete später als Arzt den damahligen
Coadjutor von T r i en t , Leopold Grafen v. F i rm ian nach Grätz
und Wien. I n W i e n hatte erunter dem berühmten v a n Sw i eten
neuerlich den sogenannten rigorosen Prüfungen sich unterworfen und dabey
mit großem Glücke bestanden. Von Jugend auf hatte er eine besondere
Vorliebe zur Botanik. Im Thale seines Geburtsortes begleitete er oft
einen gemeinen Kr<iutersammler, von dem er dieProvinzialnahmen der
Krauter lernte. Wenn eß-schon zu Innsbruck damahls keine Vorle-
sungen über Botanik gab, setzte er seine Liebhaberey doch fort, er durch-
streift' alle Gebirge, die diele Stadt umgeben, sammelte die seltensten.
Pflanzen und trocknete sie. Hhnliche botanische Reisen machte er nach voll-
endeten Studien auch im südlichen Tyrol, wodurch er ein sehr reiches,
tyrolisches Herbarium sich verschaffte. Zu Wien gab er als Inaugurale
Abhandlung denVer>uch einer Vergleichung desTournefor t'schen und des
Lin naschen Systems in Druck.—- Bald nachdem er zu Wien das
zweyte Mahl Doctor geworden, wurde er von der Regierung zumPro-
tophysikus zu I d r i a ernannt. Er setzte neben den vielen Geschäften
seines AmteS auch hier seine Studien und Forschungen, besonders in der
Botanik fort, womit er auch eine Infectensammlung jener Gegend ver-
band. So erschien denn anfangs seine kloi-a (^arniolica, Wien, 1763.
Neue Aufl. 2 Bde. eb. 1772, die ihm sogleich den Ruf eines vorzügli-
chen Botanikers erwarb und bald darauf seine NntomoloZiacai-nioli^g,
eb. 1763, ein Werk, das von den Entomologen auch heut zu Tage
noch bewundert, und viet benützt wird. Linne schrieb ihm darüber, er
habe einen Abdruck davon nach vielen vergeblichen Versuchen endlich
über Holland mit 3 Ducaten Frachtkosten erhalten, aber daraus ein
Vergnügen geschöpft, das ihm 100 Ducaten nicht gewährt hätten. Zu
I d r i a verlegte sich S.mit großem Fleiße auch auf die Mineralogie und
Metallurgie, auf die er die Chemie nach den Grundsätzen von Boer-
have und'S tahlanwandte, und Kaiser FranzI . ernannte ihn zum Pro-
fessor der Mineralogie daselbst, zum Besten der Practikanten bey jenem
Bergwerke. In diesem Fache erschienen denn seine ^lenwmina ck^mico-
pk^ico-ine^ica, und in deutscher Sprache seine Einleitung zur Kennt-
niß und zum Gebrauche der Fossilien; ferner seine drey ersten naturhi-
storischen Jahre; Werke, die durch Verschiedenheit und Gründlich-
keit der Beobachtungen sich vorzüglich auszeichneten. Aber so viel Lobes-
erhebungen von allen Seiten, und so viel Zufriedenheitsbezeigungen
des Hofes und vom Volke zu I d r i a er auch erhielt, konnte diesi Alles
ihm doch das Unangenehme seines abgelegenen Aufenthaltsortes nicht auf-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie