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1 4 S e n n e f e l d e r .
sollte er sich/ gegen seine Neigung, dem Studium der Rechte widmen,
der. Tod seines Vaters enthob ihn jedoch 1791 diesem Zwang und ev
wurde nun ebenfalls Schauspieler. Verschiedene widrige Zufalle verlei-
deten ihm auch diese Bestimmung, und er machte nun den Versuch,
als Schriftsteller aufzutreten. Ein kleines Schauspiel: Die Madchen-
,kenner, machte ziemliches Glück/ ein zweytes folgte, dessen Gewinn
jedoch durch die Verzögerung des Druckes verloren ging. Nun versuchte
S. , da es ihm zur Errichtung einer eigenen Druckerey an Geld fehlte,
ob.man nicht auch einfacher und wohlfeiler, als auf die bisherige
Weise drucken könne. Er überzog eine zum Farbenreiben bestimmte Platte
aus Kellheimer-Kalkschiefer mit Wachsdinte, trug auf diesem Grunde
die Schrift verkehrt auf, ätzte sie mit Scheidewasser und druckte sie ab.
Der Versuch gelang zum Erstaunen, er vervollkommnete bald seine Er-
findung durch ein be^eres Poliermittel und eine leichter abzuwischende
Farbe aus leichtem Ohlsirniß, mit Frankfurter Schwarze und etwas
Weinstein angerieben. Indem S. auf diese Art die vertiefte Manier des
.Steindruckes erfunden hatte, folgte auch die Erfi^ung der erhöhten
Manier, indem er mit seiner Fettdinte auf den abgeschliffenen Stein
schrieb und ihn dann mit Scheidewasser ätzte. Seine Erfindung weiter
zu verfolgen und allgemein zu machen, wurde S. aber durch Geldman-
gel verhindert; schon wollte er als Stellvertreter eines Artilleristen für
200 Gulden Ersatz in bayerische Militärdienste treten, da er jedoch als
Auslander nicht angenommen wurde, begünstigte die Noth seinen Er-
findungsgeist aufs Neue und er versuchte nun, den Steindruck auf Mu-
siknoten anzuwenden, was ihm auch vorzüglich gelang. Er trat mit dem
Hofmusiker Gleißn er in Verbindung, das Unternehmen zeigte sich
anfangs sehr vortheilhaft, kam jedoch bald aus Mangel einer zweckmä-
ßigen Presse wieder ins Stocken und fast die ganze Erfindung in Miß-
credit. Zwar nahm sich auch der Musikhändler Fal ter in München
der Sache an, ließ eine gute Presse verfertigen, und lieferte mehrere
Musikwerke in Steindruck; durch die Ungeschicklichkeit der Arbeiter aber
fand er den Aufwand zu beträchtlich, und gab bald dem Kupferstiche wie-
. der den Vorzug. Indessen war S. mit dem Schulrathe Ste iner be-
kanntgeworden, der ihn veranlaßte, durch des Professors Schmidt
VersuHe, in Stein zu ätzen, aufmerksam gemacht, einige kleine Bil-
der für einen Katechismus auf Stein zu zeichnen. Obschon diese freylich
nur sehr mittelmäßig aussielen, so lieferten sie doch den Beweis derAn-
wendbarkeit dieser Erfindung auf Zeichnungen aller Art. Um der Haupt-
schwierigkeit, dem Verkehrtschreiben auf Stein, zu begegnen, erfand
S. eine Dinte aus Leinöhl, Seife und Kienruß, die, von einem ge-
schickten Schreiber auf Notenpapier gebracht, von diesem auf den Stein
üöergedruckt wurden, und somit eine genaue verkehrje Zeichnung liefer-
ten. Bey dem Überdrucken von Papier auf Stein nahm indessen der
Erfinder wahr, daß Nässe, z. B. die Gummiauflösung, sich dem An-
heften der fetten Dinte widersetze. Um diesem Übelstande zu begegnen,
erfand er durch eine einfache Methode die sogenannte chemische Drucke-
rey, oder die Kunst, von Papier auf Papier überzubrücken. Diese Er»
findung führte nun auch auf Versuche, eine Steinplatte so herzurich^
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie