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Sermage v. Szomszedpär, die Grafen.
erhalten, die er in reiferen Jahren mit regem Sinne für Kunst und
Wissenschaft fortsetzte. Eine ungewöhnliche Vollkommenheit der Kennt-
niß mehrerer lebender Sprachen, sowie der lateinischen, die er sich eigen
machte, förderte seine wissenschaftliche Thätigkeit in hohem Grade,
und erwarb ihm in der Folge mit Recht den Ruf eines trefflichen Sty-
listen und ergreifenden Redners. Auch erbetrat mit großer Auszeichnung
die juridische Laufbahn, folgte seinem Vater in der Würde eines Ma-
gnaten der Banal-Gerichtstafel, und wurde spater zum k. Oberstudien-
und Schulen-Director des Agramer Literarbezirkes ernannt, auf welchem
Posten er mit eben so viel Eifer als richtiger Einsicht zur sittlichen und
intellectuellen Cultur seines Vaterlandes beytrug, und sich bis auf die
Gegenwart fortdauernde Anerkennung und Achtung erwarb. — Die,
nach dem Tode seiner ersten Gemahlinn Iosepha Gräfinn Keglevich,
1792 durch ihn geschlossene zweyte Verbindung mit Gräfinn Catha-
r inaNädasdy gab zu mancherley Mißhelligkeiten zwischen ihm und
seinen schon größtentheils erwachsenen Kindern erster Ehe Veranlassung,
die ihn zuletzt bestimmten, sein Vaterland Croatien zu verlassen, seine
Amter niederzulegen, ja sogar seine sämmtlichen Familiengüter an jene
Kinder abzutreten, und für den Rest seiner Tage Grätz, die Hauptstadt
der Steyermark, in welchem Lande er stand. Mitglied geworden war, zu
seinem Wohnorte zu wählen. Hier war es, wo er in Zurückgezogenheit,
in einem, unweit der Stadt gelegenen Landhause, dem er die Auf-
schrift: HIeta lakorurn, yuiez —gegeben hatte, den Wissenschaften,
insbesondere der Botanik, die er vorzüglich liebte, und einem zwar nicht
sehr ausgedehnten, aber desto gewählteren Umgänge mit gleichgesinn-
ten Freunden lebte, dem er durch feine Sitte, große Belesenheit, atti-
schen Witz und unerschöpfliche Laune stets neuen Reiz zu verleihen wußte.
— Sonderbar genug erfolgte sein Tod im 58. Jahre seines Alters ( I I .
November 1804) am zehnten Jahrestage seines Aufenthaltes in der
Steyermark, gerade in der Stunde, worin er beym Eintritts in seinen
neuen Wohnort gegen seine Umgebung den bescheidenen Wunsch ausge-
sprochen hatte: „Möchte der Himmel mir doch vergönnen, durch zehn
Jahre hier in Ruhe und Frieden zu leben, dann will ich gerne zu mei-
nen Vätern versammelt werden." — Graf Joseph, der jüngste Halb-
bruder des Ersterwähnten, geboren am 10. May 1759, gest. 3. Iuny
1333?, ward seines sanften Charakters wegen schon frühzeitig für den
geistlichen Stand bestimmt, und erhielt, nachdem er in Tyrnau die
philosophischen Studien beendigt hatte, seine Ausbildung zu demselben
im apollinarischen Collegium zuRom, von wo er als Doctor derThco?
logie in sein Vaterland zurückkehrte, und schon 1780 zum Agramer
Stadtpfarrer gewählt ward. Mit großem Eifer und beyspielvoller Fröm-
migkeit widmete er sich der Seelsorge, ward 1793 Domherr des Agra-
mer Domcapitels, dann Abt und als solcher 1797 zum Regenten des
dortigen k. Convicts, dessen Zögling er in seiner frühern Jugend gewe-
sen war, ernannt. Der günstige Erfolg, mit welchem er diesem Insti-
tute vorstand, trug nicht wenig dazu bey, die Aufmerksamkeit des Kai-
serS Franz auf ihn zu lenken / welcher 181? ihm einen noch mehr
erweiterten Wirkungskreis/ für die Erziehung der Jugend thätig zu sey»>
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie