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Seyfricd, Ign. Ritter v. 27
neuesten Journalistik auch manche seiner Stunden widmete. Man hat
im Drucke von ihm unter Anderem: Das bekehrte Mähren, ein Flug-
blatt, Brunn 1764. — Iscariot, oder die Verstockung, ein Orato-
rium, eb. 1784. — Ritter Georg und der gestürzte Drache, oder die
Toleranz, ein Oratorium, Preßburg 1783. — Mehrere deutsche und
lateinische Gelegenheitsgedichte und Reden, 1732—1808.
Seyfried, Ign. Ritter v., geboren zu Wien den 15. Aug.
1776, wurde von seinem Vater, fürstl. Hohenlohe'schen Hofrath,
zur Rechtswissenschaft bestimmt, um dereinst beym kaiserl. Reichshof-
rathe als Agent eintreten zu können. Musik sollte bloß zum Vergnügen
erlernt werden; sein erster Clavierlehrer hieß Ma rt. S ch u bert, und war
ein tüchtiger Lehrer für den Elementarunterricht, nicht nur auf dem genann-
ten Instrumente, sondern auch im Gesänge, im Violin-, Viola-, Violon-
cell- und Flötenspiel. ZurAusbildung auf dem Pianoforte wirkte Mozart's
Anleitung und Vorbild kräftig ein. Den philosoph.Curs horte S. in P rag,
dort war Tomaschek sein Mitschüler. Mit dem jetzigen Director des
Prager Conservatoriums, Friedr. Dionys Weber, stiftete er einen
unzerstörbaren Freundschaftsbund; der Umgang mit Dusseck, Strach,
Wittasek, Maschek U.A., nebst dem Genusse der Mozart'schen
Opern, welche von der Guardasani'schen Sängergesellschaft mit
größter Vollendung ausgeführt wurden, befestigte immer mehr die ent-
schiedene Vorliebe zur Tonkunst. Zum juridischen Studium wieder nach
Wien zurückgekehrt, erlernte er in den Freystunden bey I os.Haydn
den Generalbaß, das Partitur- und Orgelspiel, bey Leop. Kozeluch
wurden die Clavierstunden fortgesetzt, und endlich nahm ihn auch Al-
brechts berger in die Zahl seiner Schüler auf. Dadurch immer mehr
den absiracten Brotwissenschaften entfremdet, war es sein höchster Wunsch,
sich einzig nur der Musik widmen zu dürfen. Dazu des Vaters Einwil-
ligung zu erhalten, gelang der Überredungskraft des churfürstl. bayer.
Capellmeisters Winter, dessen intime Bekanntschaft während einer
zweymahligen Anwesenheit S. gesucht und gefunden hatte, welcher in
denselbem einen wahren Beruf zu gewahren wähnte / und den liebge-
wonnenen Kunstjünger in die Geheimnisse des dramatischen Styles ein-
weihte. Schon früher hatte S. in mannigfaltigen Compositionen sich
versucht, als: Clavierstücken, Sonaten, Variationen mit und ohne
Begleitung, Gesängen, Liedern, Vocalquartetten, Opern-Arrangements
in Quintetten u. dgl. Nunmehr wagte er sich auch an eine Oper, wel-
che am 15. Iuly 1797 unter dem Titel: Der Löwenbrunn, nicht ohne
Beyfall im damahligen Wiedner Theater zur Aufführung kam und wo-
von der bekannte Schauspieldirector Eman. Schikaneder das Buch
verfaßt hatte, bey dessen Bühne der 21jährige Tonsetzer als Capellmei-
ster eingetreten war, und unter mannigfaltigen Veränderungen, so-
wohl in der transferirten Localicät, als nach erfolgter Vereinigung
mit den k. k. Hofbühnen auch dort Dienste leistend , eine Laufbahn
von 30 Jahren vollendete. Seit 1827 gänzlich von der Bühne zu-
rückgezogen , widmete er sich nunmehr bloß dem Kirchenfache, und
läßt es sich angelegen seyn, seine vielerprobten Erfahrungen wißbegieri-
gen Zöglingen mitzutheilen, um dadurch wenigstens auch mittelbar noch
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie