Page - 95 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe See-V, Volume 5
Image of the Page - 95 -
Text of the Page - 95 -
S p a u n. 8H
den thellweisen kommen, die Einlagen überhaupt für die verschiedenen
Mers-Classen geschehen, und die Zuzahlungen fleißig von den Interes-
senten sich gegenwärtig gehalten werden; was die Erfolge der, nach
den Statuten jährlich Statt findenden Verlosungen zu Gunsten jener Ein«
zelnen bewirken, die vom Lose dafür bezeichnet werden, könnte sich dann
immer mehr zum Vortheile gesammter Interessenten ausdehnen und all-
mählig mit wachsendem Nutzen auf die Allgemeinheit derselben sich ver-
breiten. — ihr
Amtslocale ist im Gemeindehause derAlservorstadt und sie hat sich ebenfalls
der besten Fortschritte zu erfreuen. Im Allgemeinen beobachtet sie diesel-
ben Statuten wie die erste ö'sterr. S . , welche seither noch in mehreren
Provinzen (Böhmen, I l lyrien, Dalmatien, Steyermark,,. Tyrol)
nachgeahmt worden ist und überall treffliche Früchte getragen hat. Übrigens
hatHol labrunn (s. d.) eine eigene gehörig organisirte S. InOlmütz
wie in Trieft will sich ebenfalls eine ordentliche S. bilden.
Spaun, Franz v., ward 1753 gehören. Dieser aus Tyrol stam-
mende Gelehrte war ein Mann von viel Scharfsinn und Originali-
tät, dessen Leben reich an wechselnden Scenen ist. Nachdem sich S.
durch mehrere Stellen bis zum vorderösterr. Regierungsrath und Land-
vogt im Breisgau emporgearbeitet hatte, wurde er 1788 zum Assessor
des Reichskammergerichts in Wetzlar ernannt; als er aber eben im
Begriff stand, zu seiner neuen Bestimmung abzugehen, wurde er als
überwiesener Verfasser einer staatsgefahrlichen Schrift in Verhaft ge-
nommen, und anfangs zu Munkäcs in Ungarn, später aber zu
Kuf stein in Tyrol als Staatsgefangener festgehalten. 10 Jahrs
brachte er im Gefängnisse zu. Er bildete sich in seinem einsamen Kerker,
n)o ihm,dem Denken und Schreiben Bedürfniß war, Bücher und Schreib-
zeug versagt waren, zu einem bedeutenden Mathematiker, und erwarb
sich eine solche Gewandtheit in Berechnungen, daß er selbst noch als
Greis die schwierigsten Probleme ohne Ansatz im Kopfe zu lösen ver-
mochte. — Er lebte fortan in München von einem Iahrgehalte, den
ihm ein französischer Herzog ausgewirkt. — S. war in allen auf das
practische Leben bezüglichen wissenschaftlichen Fächern ein Mann von
Kenntnissen; im Bereiche der schönen Wissenschaften und Künste aber,
überhaupt da, wo der Maßstab des Verstandes und einer nüchternen
Speculation nicht mehr ausreicht, waren seine Ansichten und Urtheile
verkehrt, schroff und Unwillen erregend, wie seine Bekenntnisse über
Goethe, die an Seltsamkeit alles überbiethen, was der Engländer
Glow er und der Pastor von Lierne über den Altmeister der deutschen
Literatur vorgebracht haben, beurkunden. Bis zum letzten Hauche
seines Lebens war er thätig. Er starb den 3. März 1826. Seine
vorzüglichern Schriften sind: Versuch, das Studium der Mathematik
durch zweckmäßigere Methoden zu erleichtern, 1305. — Einleitung zur
geometr. Construction aller Probleme der sphär. Trigonometrie, 1311.
— Die Lehrsatze des gesunden Menschenverstandes in Beziehung auf das
Negative und Unmögliche, 1316. — Polit. und liter. Phantasien,
1817. — Mathemat. Beweis, daß die Ünbeschränktheit des Luxus frü-
her oder spater, aber unfehlbar eine Nation zu Grunde richte, 1313
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie