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blieb unerwähnt. — Durchras Studium des Katechisten, die Katechi,
sirtunst Mi l ler 's , und durch das Lehren selbst lernte der junge Kate-
chet eine zweckmäßigere Art zu katechisiren, wodurch die Lehren, die in
den Verstand des Katechumenen gekommen sind, auf den Willen wir-
ken können, und im Gedachtnisse nützlich aufbewahrt werden. 1781
wurden beyde Katecheten an der Normalschule ihres Amtes enthoben.
1732 übernahm S. als ihr Nachfolger alle Lehrstunden in den 4 Classen
und den Unterricht der Geistlichen im Katechisiren. Von nun an sam-
melte und las er alles Vorzügliche in dieser Beziehung. Sein Bestreben
war, darzuthun, daß seine Lehrmethode in der Entwickelung und Aus-
bildung der menschlichen Seelenkräfte gegründet, und von den berühm-
testen katholischen Schriftstellern empfohlen worden sey. Alle Hülfsmittel
seiner eigenen Ausbildung machte er den geistlichen Präparanden bekannt.
Das bey den öffentlichen Prüfungen zahlreich versammelte Publicum gab
dieser Lehrmethode allen Beyfall. Auch Fremde wurden gereizt, die An-
wendung dieser Methode in den Lehrstunden der Jugend zu hören. Der
Präsident der Studien-Hofcommission, Freyherr van S wie ten, war
bey jeder öffentlichen Prüfung mit Äußerungen seines Beyfalls gegen-
wärtig. Mit dem Eintritt Ios. Ant. Ga l l ' s , des 1735 von der
Pfarre Burgschleinitz nach Wien berufenen Oberaufsehers der
deutschen Schulen, fängt die zweyte Epoche in der Verbesserung des deut-
schen Schulwesens in Österreich an. Felbiger arbeitete zuerst für die
Bereicherung des Gedächtnisses; Ga l l für die Entwicklung des Verstan-
des. Deßhalb verlor er ungern den gleichgesinnten Katecheten, als die-
ser auf den Vorschlag der Directoren des General-Seminariums, La-
chenbauer und Lorenz, zum Vicedirector desselben 1785 ernannt
wurde. Schon in diesem Jahre geschah es nach seinem Antrage, daß er
die Alumne nach S t . Anna begleiten, und dort die Vorlesungen
über die Katechetik abhalten, zu Hause aber mit denselben correpetiren
sollte. Zum Theil in derselben Absicht wurde den Directoren aller Ge-
neral - Seminarien aufgetragen, zwey oder drey ihrer ausgezeichne-
ten Zöglinge in das practische Jahr nach Wien zu schicken. Nach der
Beförderung des Oberaufsehers und Domscholasters Gal l 1783 auf
das Bisthum Linz, wurde S. sein Nachfolger und blieb es bis Ende
1816, da er von Kaiser Franz zur Belohnung seiner umfassenden und
vieljahrigen Verdienste, besonders um das Voltsschulwesen zur Propstey
des Wiener Metropolitancapitels befördert wurde. — Wahrend dieses
Zeitraums war er unausgesetzt bemüht, eine zweckmäßige Lehrart nicht
nur in der Religion, sondern in allen Gegenständen des Elementar-
unterrichtes sowohl in W ien , mittelst bewirkter Anstellung vorzüglich
talentvoller Katecheten und Lehrer an derNormalschule, die für alle an-
dern die lebendige Norm seyn sollten, und mittelst des Praparanden - Unrer-
richtes für Schulgehülfen und Hauslehrer, als auch in allen Provinzen
zu begründen und zu verbreiten. Neben der Verbesserung der Lehrme-
thode bestrebte sich S. schon als Katechet eine mildere Schulzucht einzu-
führen und aus den Schulen die körperlichen Strafen zu entfernen,
wodurch das physische und moralische Gefühl abgestumpft, der Lehrge-
genstand selbst verhaßt und das Schulgehen verleidet wird. Das Metho-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie