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S p e r g e s.
hierüber gemachten Anträge wurden genehmigt, und dadurch dem Stu-
dienfonde ein jährlicher bedeutender Zufiufi zugewendet. S. erhielt da-
für eine Personal-Zulage von jährlich 500 Gulden, auf welche er bey
seiner Beförderung auf die Propstey Verzicht leistete. Als Vorsteher und
Curator der katechetischen Sriftunq, deren Artikel zum unentgeldlichen
Vertheilen unter die Schul und Christenlehrjugend bestimmt sind, ver-
mehrte er dieselbe mit mehreren Artikeln, unter welchen vorzüglich die
Andachtsübungen und Parabeln von dem Bischof von Linz, Ios. Ant.
Gal l (s. d.) so sehr geeignet waren, der Jugend die reine kathol. Lehre
einzuflößen. Unter S. wuchs der katechetische Fond, den er mit 11,500
Gulden übernommen hatte, über 100,000 Gulden bis zu seinem Aus-
tritte an. Ausier der oben erwähnten ist von S. keine Druckschrift
erschienen. Er scheint sich lieber mit dem Ausfeilen derjenigen beschäftigt
zu haben, die nach seinen Ideen von Andern verfaßt worden waren.
Seine katechetischen Vorlesungen sind von einem seiner Zuhörer sehr
fehlerhaft nachgeschrieben und in Druck gegeben worden.
Sperges auf palenz und Reisdorf, Ios. Freyh. v.,
Ritter des St- Stephan-yrdens, Hofrath und Referendar der italie-
nischen Angelegenheiten bey der k. k. geh. Hof- und Staatskanzley,
wurde den 10. Jan. !726 zu Innsbruck geboren. In der frühesten
Jugend weihte er sich ganz dem Studium der Geschichte, der Diploma-
tikund der lateinischen Literatur; zahlreiche Inschriften in echt römischem
Geschmacke, und verschiedene eines M a r t i al und Owen würdige
Sinngedichte zeugen von seinem großen Fortgange in der Letzteren. Die
Auszeichnung, mit welcher er seine erste Dienstanstellung in dem ver«
einigten tyrolischen und vorderösterr. Archive bekleidete, war ein eben so
rühmlicher Beweis der in beyden ersteren erworbenen ausgebreiteten
Kenntnisse. Mit sehr vielem Nutzen wurde er unter dem Grafen von
Wolken stein und Freyh. von H o rmayr zur Auseinandersetzung der
Granzirrungen mit der.Republik V en edig und den Streitigkeiten mit
dem Hochstifte Tr ient verwendet. Bald darauf, 1754, verfertigteer
eine vortreffliche Charte des südlichen Tyrols, welche in der Folge An ich
zum Grunde gelegt hat. 1765 schrieb er seine, in historischer und mon-
tanistischer Hinsicht gleich merkwürdige, tyrolische Bergwerksgeschichte,
und nur der Drang seiner Berufsgeschafte hinderte ihn, eine gleiche,
schon fertige Abhandlung über das tyrolische Münzwesen und die Sali-
nen von H a l l herauszugeben. Als der Hofrath v. Rosenthal auch
nach I n n s b r u ck kam, um den Auftrag der Kaiserinn M a r i a T h er esi a
ins Werk zu setzen, sohin die wichtigsten Urkunden aller Provinzialarchive
mit dem geh. Hof- undHausarchive inWien zu vereinigen, lernte Ersterer
die hervorstechenden Talente S.'s kennen, und bald darauf wurde dieser
durch das mächtige Fürwort deS Fürsten vonKaunitz, in das Hausar-
chiv, von hier aber, als kaiserl. Rath in die geh. Hof- und Staats-
kanzley befördert, wo er anfänglich die mit dem römischen und Turiner
Hofe, dann mit den gemeinen 3 Bünden derSchweiz zu verhandelnden
Geschäfte, unter den Befehlen des genannten Fürsten und der Leitung
des einsichtsvollen Freyh. B i n d e r von K r i e g e l s t e i n , da-
mahligen Staatsreferendars und geh. Rathes, bearbeitete. Welche Ver-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie