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Stephanskirche in Wien.
ser Herzog jedoch begann die Kirche sehr zu vergrößern. Er ließ die West-
seite, an die 1326 durch Ritter Ulrich v. T i rna und seine Hausfrau
Bertha zur Linken die Kreuzcapelle, durch ihn selbst aber zur Rechten
die Eligiuscapelle angebaut wurden / beträchtlich erhöhen, und die Un-
terkirche, ihrer Breite nach bis zu den jetzigen Hauptmauern erweitern.
Auch errichtete er einen Chor, der am 23. April 1340 von Albrecht, .
Bischof zu Passau, eingeweiht wurde, nach gegründeter Vermuthung,
nur bis an den heutigen Hochaltar reichte, und die Breite des Mit-
telschiffes hatte. Unter seinem Nachfolger erhielt der Dom, zum wenig-
sten dem Plane nach, erst ganz die gegenwärtige Gestalt. Rudolph IV.,
mit dem Beynahmen der S t i f t e r , der zuerst den Titel eines Erzher-
zogs führte, war gleich im ersten Jahre der Regierung, 1353, für die
Verschönerung desselben auf das eifrigste besorgt. Er vollendete nicht
nur den von seinem Vater angefangenen Bau des unteren Kirchenthei-
les^mit gänzlicher Schließung der Gewölbe und mitAufsetzung des hohen
Daches, sondern begann auch, indem er den Albertinischen Chor gällz-
lich abbrechen ließ, einen neuen erweiternden Bau an diesem Theile des
Gebäudes, wozu er, vermöge seines eigenen Briefes, am 7. April
1359 den ersten Stein zur Grundfeste legte. Die Krone aber setzte er
seinem Unternehmen auf, durch die gleichzeitige Gründung der hohen
Thürme, welches Riesenwerk auszuführen einem anspruchslosen/ armen
aber kunsterfahrnen Meister aus Klosterneu bürg überlassen wurde.
Meister Wenzla stellte sehr sinnig die neuen Thürme über die Vor-
sprünge des Kreuzes, da an der Hauptseite, welche unverändert bleiben
sollte, bereits 2 standen, und brachte, bis zu seinem 1404 erfolgten
Tode, den Thurm der Mittagsseite auf 2 Drittel in die Höhe. Die zahlrei-
chenZierarbeiten und Bildsäulen, mit welchen dieser prachtliebende Fürst die
Kirche im Inneren und Äußeren ausschmücken ließ, verfertigten Heinrich
Kumpf (auch Kuß kumpf, d. i. Henr icus Kumpf genannt)/
ein Hesse, und Chr is tophHorn von Dünke lsbüh l , 2 sehr ge-
schickte deutsche Meister. Hiervon verdienen die reichgeschmückren Portale
der beyden untern Seireneingange besonders bemerkt zu werden. Ru-
dolvh starb sehr frühe; aber seine Nachfolger, Herzog Alb r echt 111.
und Kaiser Albrecht I I . , waren nicht minder befiissen, den Kirchenbau
fortzusetzen. Besonders war dieß mit dem großen Thurme der Fall, an
dessen Vollendung nach Wenzla's Tode, Meister Peter von Brach a-
witz mit unermüdeter Thätigkeit bis 1429 arbeitete; allein erst seinem
wackeren Gehülfen und Polierer, HansBuchsdaum, der nach ihm
als Kirchenbaumeister erscheint, war es vorbehalten, am 4. Tage nach
Michaelis 1433 die Spitze desselben zu krönen. Es waren demnach über
dem gänzlichen Bau des Thurmes 74 Jahre verflossen. Sein oberes
Dritrheil, ein Werk dieser beyden Meister, zeichnet sich bey aller anschei-
nenden Leichtigkeit durch besondere Stärke aus. Hans Buchs bäum
förderte auch den vonRudolph angefangenen und allein noch unvollende-
ten Bau des oberen Kirchentheils, der aber erst unter dem ungar. Kö-
nige Math ias , da er in Wien's Besitz war, ganzlich zu Stande
kam, und begann den ferneren Bau des unvollendet gebliebenen Thur-
mes, wozu 1450 am St. Hippolytustage (den 13. August) S imon ,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie