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158 Stephanskirche in Wien.
men an einander gefügt sind. Ihre ganze Lange von der äußeren Mauer
der Vorlage des Riesenthores bis zu jener, welche den hohen Chor um,
faßt, beträgt 55 Klafter 3 Fuß; die größte Breite, nähmlich von einem
bis zu tem andern Eingänge unter den Thürmen im Kreuze aber 37
Klafter. Merkwürdig ist das Riesenthor, welches den vorherrschenden
neugriechischen Styt deutlich erkennen läßt. Die sogenannten Heiden-
thürme haben eine Höhe von 33 Klafter 4 Fuß, und, wie ihre achtgie-
beligen, mit Pfianzenknorren verzierten Steindächer, eine a^teckige Ge-
stalt. Sie sind durchaus von Quadersteinen erbaut und in 4 Geschoße
abgetheilt, alles im Baustyle des 13. und 13. Jahrhunderts. Die Kreuz-
capelle, dem Beschauer des Riesenthvres zur Linken, und die Eligiuö-
capelle zur Rechten / bilden die äußersten Flügel zur vorderen Ansicht.
Beyde sind mit großen, gleichförmigen, aus dem Viereck construirten
Rosenfenstern versehen, die unbestritten dem sinnreichsten und ausgesuch«
t?sten Bilderschmucke des Mittelalters dürfen beygezählt werden. Im
Kreuze der Kirche stehen die beyden großen Thürme. An der Mittagsseite
ragt der hohe ausgebaute Thurm empor. Man halt ihn für den stärksten
in ganz Europa, nur der Straßburger macht ihm den Preis der Schön-
heit und der von Landshut den der Höhe streitig. Er ist bis zur Spitze
von Quadersteinen erbaute Seine Höhe beträgt 72 Klafter 1 Fuß 3 Zoll
Wiener Maß. Er neigt sich merklich nordwärts und die Abweichung der
Spitze von der verticalcn Lage beträgt genau 3 Fuß I^Zoll. Von gera«
der Seite betrachtet, scheint er ein kegelförmiges Ansehen zu haben, was
sich aber sogleich verliert, wenn man sich an eine seiner Ecken stellt, in-
dem hierdurch die unzählbaren Spitzsäulen und Thürmchen, die aus ein«
ander hervorzuwachsen scheinen, von der Hauptmasse' sich absondern und
5?m erhabenen Kunstwerke eine größere Freyheit geben. Herrlich ist das
Verhältniß der einzelnen Theile des Thurmes, zum Ganzen, das in zahl-
reichen, fast unmerklichen Absätzen sich immer mehr zur schön durchbro,
chenen Pyramide verjüngt, und wodurch der verständige Baumeister
allen Anschel.i von Schwere, den eine so ungeheure Sreinmafse leicht
nach sich ziehen könnte, zu beseitigen wußte. Unter den in diesem Thür-
me hängenden 5 Glocken ist jene, die Kaiser Joseph I. aus den erober-
ten türtischen Kanonen durch I. Ach am er 1711 gießen ließ, sehens«
würdig, da sie wohl den größten Glocken der Welt beygezahlt werden
kann. Ihre Höhe sammt der Krone becrägt 9 Fuß 82 Zoll, ihr Durch«
messer 10 und der Umkreis 30 Fuß. Die Dicke des Anschlags halt 3
Zoll. Nach der Aussage des P. Reifenstuhl, der bey ihrer Einwei-
hung am 15. Dec. 1711 die Predigt hielt, soll sie mit Inbegriff des Hel-
mes und Schwengels 402 Centner schwer seyn. Das Eisenweik, womit
die Glocke befestigt ist, wiegt 82 Centner. — Wunderbar erhebt schon der
Anblick des Äußeren von St. Step h an das Gemüth zu feyerlich-from-
mem Ernste; aber sein Inneres bewirkt dieses in noch weit höherem Gra-
de. 12 hoch einporstrebende Pfeiler tragen das düstere Gewölbe der 19
Klafter 2 Fuß breiten Unterkirche und sondern das freye Schiff von den
Abseiten. Die Breite desselben beträgt nur etwas weniges mehr, als
die einer Abseite; im hohen Thore aber, dessen Gewölbe ebenfalls in 2
Reihen lj freystehende Pfeiler stützen, zieht sich der Haupt- und jeder
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie