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Sternberg, Franz Graf v.
Kräfte eines Einzelnen übersteige, daher beschloß er, sich auf Kunst und
Geschichte zu beschränken, und nach langen ernsten Studien entwickelte
sein richtiger Verstand von selbst ein eigenes System, um seine Kupfer-
stichsammlung zu einer chronologischen Übersicht dieser Kunstgattung zu
gestalten, und eine specielle böhm. Münzsammlung als Beleg zur Ge-
schichte aufzustellen. Vorzüglich sein Werk ist es, daß sich auS derMitte
des böhm. Adels 1796 eine Privatgesellschaft patriotischer Kunstfreunde
bildete, welche 1300 eine Akademie der bildenden Künste und noch frü-
her eine Bildergallerie, zum Besten der Kunstzöglinge, aus eigenen
Mitteln stiftete. Gleich anfangs war er selbst im Lande herumgereist,
um die noch etwa verborgenen und vernachlässigten Kunstschätze für die
Gallerte zu gewinnen. Zuerst Referent dieses kunsthegenden und kunst-
schätzenden Vereins, wurde er 1802 zum Präsidenten desselben gewählt,
und wirkte als Beschützer und tiefdenkender Kunstkenner gleich wohlthä-
tig für die Gallerie und Akademie, welche jener gestiftet hatte. Schon
1796 erhielt St. als vorzüglicher Münzkenner von der königl. böhm.
Gesellschaft der Wissenschaften das Diplom als Ehrenmitglied, nachdem
er der Gesellschaft über 2 streitige alte Münzen seine Äußerung überge-
ben hatte. Er besuchte jedoch ihre Sitzungen wie ein ordentliches Mit-
glied der historischen Classe, führte die Casse der Gesellschaft und wirkte
in üllen ihren Unternehmungen thätig mit. Eine gleiche Sorgfalt schenkte
er dem seit 1818 gestifteten vaterländischen Museum, nahm bis zu sei-
nem Tode, den 3. April 1830, Einfluß auf alle Geschäfte von der er-
sten Entstehung dieses Instituts, bereicherte es überdies; mit manchem
Schatze aus seinen Sammlungen, bis er ihm endlich auch den kostbar-
sten, den er besaß, zum Geschenke machte. St. war ein wirkendes Mitglied
aller d^er zahlreichen Vereine und Anstalten zum Besten des Vaterlandes,
welche Böhmen besitzt, und both überall die Hand, wo eine das Wohl der
Heimatb, die Kuyst oder Wissenschaft fördernde Idee.ins Leben gerufen
werden sollte. Des Landes Flor und seines Volkes Ruhm waren ihm
wichtige Angelegenheiten des Herzens, und ließen sein Streben nie er-
kalten. Obgleich er aus Liebe zur Häuslichkeit und zu wissenschaftlicher
Beschäftigung den Hof- und Staatsdienst mied, und sich nur außeror-
dentlich und zeitweilig zu besondern Sendungen gebrauchen ließ, so wurde
seine patriotische Wirksamkeit von seinen Monarchen doch huldvoll aner-
kannt und mit Auszeichnungen belohnt. Von Kaiser Jose pH I I . ster
während seiner Regierung nicht mehr als 4Kammerherren ernannte) er-
hielt er jHN Kammerherrnschlüssel. Von Kaiser Franz wurde ihm
das Commandeurkreuz des kaiserl. österr. Leopold-Ordens und die geh.
Rathswürde verliehen, 1824 wurde er zum Oberstlandeskämmerer des
Königreichs Böhmen ernannt. Auch genoß er das volle Vertrauen
sämmtlicher Behörden im Lande, welche ihm nach und nacb I? Cura-
telen übergeben hatten. Wenn er sich übrigens gleich aus Vorliebe für die
Geschäfte des Vaterlandes durch viele Iabre mit den böhm. Archiven be-
schäftigte, blieben doch die bildenden Künste und das böbm. Mün;we-
sen die Hauptpuncte seines wissenschaftlichen Strebens. Er hinterließ den
Ruf eines enthusiastischen Freundes der Wissenschaft und Kunst, eines
wahren Gelehrten. Er.fand nur Vergnügen in den Forschungen der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie