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S t e r n b e r g , J a r o o l a w v. !69
Literatur und Kunst. Sein Nachlaß ist der sprechendste Veweis des
Eifersund der Beharrlichkeit, womit er diese Zwecke verfolgte. Außer
der antiken sitzenden Statue des Socrates mit dem Giftbecher in der
Hand (einst in der Villa Giustiniani); der Originalskizze der in der
Münchener Gallerie befindlichen h?il. Familie von Raphael; einer Re-
liquie aus Kaiser Rudolph'd I I . Kunstkammer, und vielen Gemälden,
wovon er mehrere von hohem Werthe in die Prager Gallerie abtrat,
hinterließ er eine Sammlung von 73,000 Kupferstichen und Handzeich-
nungen in lehrreicher Reihenfolge, von den ersten Versuchen der Holz-
schnitte bis auf unsere Zeiten herab; auf der Rückseite der Blätter
sind, so weit sie bekannt, die Werke angeführf, worin sie beschrieben
werden. Über diese große Privatsammlung hat nunmehr der Vorsteher
der kö'nigl. sächsischen Gallerie der Kupferstiche und Handzeichnüngen,
I. G. A. Frenzel in Dresden, zum Behuf der daselbst am 9.
May 1836 begonnenen öffentlichen Auction des Ganzen, den Catalog
verfaßt, welcher einige starke Druckbande betragen wird. Die erste Ab-
theilung erschien bereits, Dresden 1836. Die von St. angelegte Bi-
bliothek von mehr als 10,000 Bänden, enthält, nebst einigen seltenen
Handschriften und Incunabeln in verschiedenen Sprachen, die wichtig-
sten numismatischen und artistischen Werke des Auslandes. Seine grie-
chische und römische Münzsammlung benutzte einst Eckhel selbst für sein
classisches Werk, die böhmische aber hat an Reichthum und Vollständig-
keit kaum ihres Gleichen, und zahlt viele Hunderte von kostbaren Mün-
zen, welche außerhalb dieses Cabinets Zar nicht bekannt waren. Diese
schenkte er 1830 kurz vor seinem Tode bey der Feyer seines 50jährigen
Sammler-Jubiläums dem böhm. National-Museum. Sowohl die all-
zu strengen Forderungen an das, womit man vor das Publicum treten
dürfe, als eine zu große Bescheidenheit hielten ihn ab, als Schriftstel-
ler aufzutreten. Im Drucke besitz?« wir von ihm, außer den jährlichen
Neden an die Zöglinge der Akademie von 1804 — 11, und 1313—
38, nur noch I Aufsatze in den Verhandlungen der königl. böhm. (He-
sellschaft der Wissenschaften von 1796 und 1325, und einen in der Mo-
nathschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums von 1828, alle
3 numismatischen Inhalts. — Um so größer ist sein handschriftlicher
Nachlaß von historischen und kritischen Bemerkungen über die gesammte
Geschichte des Münzwesens und der schönen Kunst in Böhmen. Es ist
dieses ein in seiner Art einziger Schatz, dessen Schenkung an das vater-
ländische Museum den Werth des Münzcabinets erhöht, und der daselbst
als literarisches Denkmal eines großen Patrioten mit Achtung be-
wahrt wird. — Die Jahrbücher des vaterländischen Museums lieferten
eine Auswahl von Aphorismen über Kunst und Künstlerberuf aus St.'s
obenerwähnten Reden gesammelt, welche gewiß in jedem Gebildeten
lebhaftes Achtungsgefühl für den reichgebildeten Pfleger heimischer Kunst
erregen.
Sternberg, Iaroslaw v. Als die wilden Horden des mongo-
lischen Welcstürmers Temudsch in und seines Sohnes Otkay heran-
drängen, da ergriff ein allgemeiner Schrecken die Christenheit bey der
ungeheuern Gefahr, welche unabwendbar aller Bildung Europas und
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie