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Sternberg, Joachim Graf v. 172
und als höchste Fülle, der Auszeichnung, verlieh ihm der Kpnig das
Necht, einen Herzogshut zu tragen. St. soll erst 1377 zu Prag ge-
storben seyn; er ward daselbst in der nun aufgehobenen St. Ägneskirche
begraben. .
Stcrnb rg , Joachim Graf v, war geboren in Prag den
13. Aug< 1755, der Sohn Ioh an n/s Grafen v. St., k. k. geh. Rathes,
Unterkämmerers der konigl. Leibgedingstadte. Nach einer sorgfältigen
Erziehung war er im 16. Jahre genugsam vorbereitet, um in das Re-
qiment Wöl fenbüt te l einzutreten. Der Milirardienst in Friedens-
zeiten hatte eben nicht viel Reiz für den nach Thaten strebenden Geist
des Jünglings. Er beschäftigte sich indessen stets mit Geometrie, Musil!
und Alchymie, die ihn schon in zarter Jugend angezogen, in reiferen
Jahren, aber zur Chemie führte. In dem FeAzuge von 1773 war St. Ober-
lieutenant bey Ste in . Der Feldmarschall L o ud on nahm ihn als Ga-
lopin ins Hauptquartier. Er gewann, das Vertrauen des Ieldmapschalls,
der ihn zu verschiedenen Sendungen verwendete. 1734 verließ e.r. den
Dienst. Einige kleine Reisen ausgenommen, lebte er nun beständig auf
dem Lande, und widmete sich ganz dem Studium der Mathematik,
Chemie, Astronomie und der Musik. In demselben Jahre errichtete er
die neue Eisenmanufactur in Darowa. 1790 kam Blanchard nach
Prag. St. both sich an, mit ihm aufzusteigen. Er versah sich mit Eu-
diometer, Barometer, Thermometer und andern Geräthschaften, und
stieg am 31. Oct. bey Prag mit Blanchard in den Luftballon. Da
es ihm in der Luft nicht geglückt, faßte er den Entschluß, Reisen aufder
Erde zu versuchen. Er verließ am 15. May 1792 sein Radnitz, wo
ihn Abb« D obrows ky verabredetermaßen traf, dem er den Vortheil
verschaffte, ihn bis Lübeck begleiten zu können, und reiste über Däne,
mark und Schweden nach Petersburg. Sein Hauptaugenmerk waren
die Bergwerke und Manufacturen, worüber er auch an den Kaiser
einen Bericht erstattete. Da er erfuhr, daß eine englische Bothschaft
nach Peking abgehen sollte-, faßteer den Entschluß, überKiächta
dahin zu reisen. Er verließ Petersburg im Winter 1793. Nach man-
cherley Vereitlungen zog er sich wieder in die ländliche Einsamkeit zurück,
suchte in den Bergwerken und in der Eisenmanufactur einige Verbesse-
rungen anzubringen, und widmete sich ganz den Wissenschaften und
der Musik. 1300 wurde er vom Erzherzog Carl zur militärischen
Aufnahme der böhmischen Gränzen aufgefordert. Er vollbrachte dieses
Geschäft mit größtem Eifer und benutzte diese Gelegenheit, um Frank-
reich und dessen neuere Umfassung genau kennen zu lernen, und mit
den Gelehrten in Par is in nähere Verbindung zu treten. Von Pa?
ris ging er 1802 über C a l a i s nach Zardan. Die Bergwerke
und Manufacturen in England hatten vorzüglich vielen Reiz für ihn.
In seinem Nachlasse finden sich viele Bemerkungen über Englands
Manufacturen, Zeichnungen von Maschinen, geographische Char-
ten von den Canälen und von den vorzüglichsten Eisengewerkschaften.
1307 bereiste er Ungarn, besuchte Schemnitz, Kremnitz und alle
wichtigen Bergstädte, und endete endlich mit den Karpathen, wo er
mehrere Polhöhen nahm, und Barometerhöhen mit dem Barometer be-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie