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auf das Studium der lateinischen Schulen und der Philosophie. Nach-
dem er 1752 Magister derselben geworden war, betrieb er das Studium
der Arzneykunde, und erlangte die Doctorwürde bereits den 7. Februar
1757. In Kurzem hatte sich St. durch viele glückliche Curen berühmt
gemacht, und er wurde schon 1760 zum k. k. Leibmedicus ernannt. 1763
ward er Rector Magnisicus. Sein Ruf verbreitete sich; mehrere gelehr-
te Gesellschaften nehmen ihn zum Mitgliede an; 1771 wurde er Assessor
bey der Studien-und Bücherrevisions-Hofcommission, als welcher er sich
besondere Verdienste um die medicinische Bücher-Censur erwarb. 1772
wurde St. zweyter Präses der medicinischen Facultät. Da sich die Kai-
serinn M a r i a Theres ia , als sie 1767 von den Pocken befal-
len wurde, St. zur Heilung anvertraut, und er auch diesem Ver-
trauen vollständig entsprochen hatte, so ernannte sie ihn nunmehr auch
zum Protomedicus; 1773 wurde er erster Leibarzt, k. k. Hofrath, er-
ster Präses der medicinischen Facultät und Director der medicinischen
Studien;^ 1775 erfolgte auch seine Erhebung in den Freyherrnstand
und 1777 wurde er als L^ndmann des niederösterr. Herrenstandes ange-
nommen. Obgleich 1790 die medicinische Facultät eine ganz andere Ein-
richtung bekam, so behielt St. doch seine Würde als Präses derselben
bey, ja er wurde 1802 aufs Neue zum Director der medicinischen Stu-
dien gewählt; überhaupt hatte ihm das Medicinalwesen in Osterreich viel
zu verdanken. Er starb zu Wien den I I . Februar 1803, und hinter,
ließ folgende Werke im Druck: ve Cicuta, 2 Bdch. Wien 1760—61,
2. Aufi. 1769. Supplement, eb. 1761; deutsche Übersetzung, von
Heyder, eb. 1764. —^nnus me^icus, ^uo bistuntui- «bsel-vano-
N68 circa mc»i-bo8 acut«8 et ckronicos, 2 Jahrg. 1760—6l. —
6e Htramonio li^oFc^smo, eb. 1762.— 1)6 (^olcliici au-
i-aäice, eb. 1763. Deutsch von Schinz, Zürch 1764. —
HU0 continuantur expsrimenta et o^ervationeZ circa
nova sua ine^icamentg, eb. 1765. — Ve tiamrnula ^ovi5, eb.
1769.— De U5u pulZatillae nißi-icantis medic«, eb. 1771. —
Medicinisch-practisch er Unterricht für die Feld- und Landwundarzte der
österr. Staaten, 2 Thle. eb. 1776, 3. Aufl. 1789. — praecepta
ine^ico-practica in U5um ckii-ui-Forum castrensium, 2 Bde. eb.
1791, und endlich zugleich mit den beyden Iacqu in und I. M.
Schosulan: k^armaco^oea »uztriaca provincialis emendata,
eb. 1794.
S to l l , Max imi l . , Professor der Klinik auf der Universität zu
Wien, war geboren am 12. Oct. 1742 in dem fürstlich Schwar-
zenberg'schen Flecken Erz ingen, wo sein Vater Wundarzt war.
Nachdem er den ersten Unterricht von einem verwandten Priester erhal-
ten, sollte der neunjährige Knabe unter Anleitung seines Vaters die
Wundarzneykunst erlernen. Ungern fügte er sich in den Willen des Va-
ters, denn stin Sinn war für höhere Weisheit; als er aber nach an-
derthalbjähriger Lehrzeit einst seinem Vater in der Behandlung eines
Landmanns, der sich beym Baumfallen die linke Hand abgehauen hatte,
Hülfe leisten sollte, ward er von dem Anblick der Wunde so erschüttert,
daß der Vater das Vorhaben aufgeben mußte. St. verließ demnach die
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie