Page - 214 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe See-V, Volume 5
Image of the Page - 214 -
Text of the Page - 214 -
. Stral'oniy. — Stransky.
die Zukunft umgeschaffen werden. Jeden Monath wird über die innern
Angelegenheiten der Strafanstalt eine commiffionelle Zusammentretung
abgehalten, welche Gebrechen größerer Art abstellt und in wichtigern
Fällen Bericht an die Landesstelle erstattet.
St rakoniy , böhm. Stadt im Prachiner Kreise, cm der Wotta-
wa, zahlt 3,830 Einw. und hat ein Schloß oder die Malteser Groß-
priorats-Residenz, mit einer prächtigen Kirche, eine Hauptschule und
eine steinerne Brücke über die Wottawa.
Stramberg, mähr. Marktflecken von 1,680 Einw. im Prerauer
Kreise, an der Westseite des Weißenberges, hat eine alte Schloßruine.
Gegen den Gipfel des Berges Kotancz befindet sich eine große Hohle
mit mehreren Abtheilungen.
Straniyky, Ios. Ant., komischer Schauspieler zur Zeit der
ertemporirten Komödien im Charakter des Hanswurstes, war geboren
um 1680 zu Schweidnitz in Schlesien; 1703 kam er nach Wien,
trat daselbst als Nebenbuhler der damahls so beliebten italienischen Ko-
miker auf, nationalisirte ihre Buffonerien und stellte den Hanswurst als
ein Zerrbild Harlekins mit großem Beyfalle dar. Er wählte zu diesen
Darstellungen salzburgische Tracht und den Charakter eines dicken, plum-
pen^, gefräßigen, einfaltigen, aber doch possierlichen Bauers. Seine
Leistungen mögen auch in ihrer Art ausgezeichnet gewesen seyn, denn sie
verschafften ihm nicht nur allgemeinen dauernden Beyfall, sondern durch
ihn wurde auch der Hanswurst stabiler Charakter in der Wiener Volks-
comödie, und blieb es durch ein halbes Jahrhundert. St. starb zu Wien
um 1735. Im Drucke hatte er herausgegeben: Olla poti-iäa des durch-
triebenen Fuchsmundi, Wien 1722, aus welchem lustigen Buche man
sich einigermaßen von der Art seiner Darstellungen einen Begriff machen
kann. Ihm folgte Got t f r ied Preh auser (s. d.) in der Darstellung
dieses qroteskkomischen Charakters mit vielem Glücke.
Stransky, Paul , war 1532 zu Zapa bey A l t -Bunz lau in
Böhmen geboren. Er studirte in Prag , wo er sich vorzüglich der Rechts-
gelehrth^it widmete; und nachdem er 1607 von Nic lasTro i lus zum
Doctor der Philosophie erhoben worden, ging er nach Leitmeritz, wo
er zum Stadtschreiber, nachhin aber zum Rathsherrn dieser Stadt er-
nannt, und ihm zugleich die Besorgung der königl. Einkünfte aufgetra-
gen wurde. Er lebte da zufrieden und gemächlich, bis ihm sein Eifer ge-
gen die Katholiken stenn St. war der Secte der mährischen Brüder
zugethan) 16!7 viele Verdrießlichkeiten zuzog. Als Kaiser Ferdi-
nand I I . nach der Schlacht am weißen Berge den Entschluß faßte, daß
alle seine Unterthanen sich zur katholischen Religion bekennen sollten,
schickte er in dieser Absicht auch einige Abgeordnete nach Leitmeritz,
mit dem Befehl, daß die dortigen Einwohner ihre Irrlehren abschwören
und sich der kathol. Kirche unterwerfen sollten. ^>t. war einer der Ersten,
die sich diesem Befehle entgegensetzten; er vertheidigte seine Glaubens-
meinung nicht nur öffentlich durch 2 Tage, gegen die zu jener Zeit be-
rühmten Oottesgelehrten Va le r ianu s M agnus und Franz Rozd«
zazow, aus dem Capuziner-Orden / sondern er erklärte sich auch,
daß er lieber sein Vaterland, als seinen Glauben verlassen wolle. In-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie