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Strohhütefabrikation. 223
rung des osterr. Mauthsystems in Tyrol für den dortigen sehr wichtigen
Transitohandel vorzustellen. St's gediegene Kenntnisse zeigten sich dabey
von ihrer Glanzseite uud verschafften ihm 1784 die auszeichnende Beför-
derung zum tyrolischen Gubernialrath und 1793 zum Hofrath und tyros.
Landesreferenten der böhm.- österr. Hofkanzley itl W ien , auch Mit-
alied der Gesetzgebungs-Hofcommission. Spater wurde er auch bey der
Fwfkammer verwendet. 1801 kam St. als Vicepräsident des Guberniums
und des Appellationsgerichts nach Tyrol zurück. In der Epoche des Jah-
res 1305 an die Spitze der Geschäfte wahrend der feindlichen Invasion
gestellt, erhielt seine feste und kluge Haltung allenthalben die Ordnung
aufrecht. Unter der königl. bayerischen Regierung diente er anfangs als Gu-
bernial-Vicepra'sident; durch kö'nigl. Entschließung vom 26. Iuny 1806
wurde er zum Chef des tyrol. Appellationsgerichts ernannt. Unpartey-
lichkeit und der thätigste Eifer für das Beste seines Vaterlandes zeichneten
ihn stets rühmlich aus. Er starb zu Innsb ruck am 21. Iuly l 807.
Strohhütefabrikation wird seit mehreren Jahren im österr.
Kaiserstaate mit besonderer Energie betrieben. Die inländisch erzeugten
Strobhüte gehören, wenn sie auch die fiorentinischen nicht an Feinheit
und Schönheit erreichen, doch zu jenen Fabrikaten, auf deren Erzeu-
gung die größte Sorgfalt verwendet wird, und bey welchen es auch gelang,
eine ziemlich hohe Stufe der Vollkommenheit zu erreichen. In Wien
und Böhmen sind bereits Maschinen zum Flechten der Strohbänder und
zum Zurichten der Strohhüte in Anwendung gekommen, wodurch diese
Fabrikation einen mächtigen Scbwung erhielt. In Wien werden von
mehreren Fabrikanten Strohgefiechte und Strohhüte sowohl mit der
Hand, als auch auf hier erfundenen Flechtmaschinen erzeugt. 1829 wur-
den zuerst als Versuch Grashalme statt des Cerealienstrohes hiezu ange-
wendet; sollte diese in Nordamerika zuerst entstandene Verfahrungsart
Fortgang gewinnen, und der Anwendung im Großen entsprechen, so
konnte es nur vom größten Nutzen für die vaterländische Industrie seyn.
Die vorzüglichsten Fabrikanten von Strohhüten in Wien sind: Seba-
stian Bo ldr in i im Trat tn ern'schen Freyhofe am Graben, I.
Mayer, auf dem Bauernmarkt, Anton Morawsk i auf dem Kohl-
markt, Cathar. S ig r i s unter den Tuchlauben, A. E. Postler in
der Spiegelgasse, L. Schi l l ing er zur blauen Flasche am Stock im
Eisenplatz :c. — In Steyermark hat seit einigen Jahren die Verfer-
tigung der Strohgestechte und Hüte ungemein zugenommen und ist ein
nicht uneinträglicher Erwerbszweig für die dortigen Landleute. Das Flech-
ten des Strohes ist eine Beschäftigung des weibl. Landvolks, die Hüte
aus diesen Gestechten werden wieder von andern Mädchen und Weibern
verfertigt. Außerdem werden auch viele Gestechte nach Gratz, Wien
und Su lmtha l im Marburger Kreise versendet, wo die bekannten
Sulmthaler Hüte verfertigt werden. Die Hitzendorfer Strohhüte sind«
im ganzen Lande vortheilhaft bekannt. Die ordinärsten heißen Gogger-
oder Moidlhüte und werden nur von der ärmsten Volksclasse getragen;
die zweyte, üblichste Classe, Reindlhüte, gehören für die Mittelclasse;
die ganz feine Gattung für wohlhabende Bürgersfrauen und Töchter.
Sie werden sämmtlich mit grüner Leinwand oder auch Taft überzogen.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie