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Srrudl . — Strumpfwirckereyen zc. 225
zum Durchzeichnen, sondern auch mehrere Gattungen Schreibpapier aus
Strohmasse verfertigte. Er erhielt 1315 ein ausschließendes Privilegium.
Gegenwärtig wird besonders in der Papierfabrik des Marquis Almy
Erbav. OdeScalchlbey Gumpoldskirchen vortreffliches Stroh-
papier erzeugt, auf welches Fabrikat der Besitzer mit ausschließenden
Privilegien für die deutsch-erbländischen Provinzen sowohl als auch
für ganz Ungarn und Siebenbürgen versehen ist. '
S t rud l , pet. Freyh. v . , berühmter Maler/ ist geboren zu
Cles in Tyrol den 23. May 1643, lernte zuerst bey seinem Vater
Iac. St., einem Bildhauer, das Zeichnen, kam sodann sehr jung nach
Venedig in die Schule des Malers Car l Lo th ; endlich nach Wien,
wo er kaiserl. Hofmaler wurde. Er malte daselbst sehr viel, auch in.
Schönbrunn und Düsseldorf , wo in der Gallerte in den sehr
schönen Bacchanalien die nackten Kinder bewundert werden. Zu Mün-
chen in der Gallerie ist der Selbstmord der Cleopatra von ihm.
In der Pfarrkirche zu S t . Laurenz auf dem Schottenfelde in
Wien, ist das Hochalrarblatt von seiner Hand. Er malte mit einer
glühenden Färbung, so wie er ein feuriges Genie hatte, welchem ec
sich oft zu sehr überließ, und durch übertriebene Empfindung hinge-
rissen, manchmahl seinen Zweck verfehlte. Er erbaute sich zu Wien in
der Vorstadt Rossau ein Haus, und bildete daselbst eine Künstler-
Akademie. Kaiser Leopold, über dieses aufmerksam gemacht, er-
nannte ihn zum Director derselben, und erhob ihn den 10. März 1701
in den Freyherrnstand. Er starb zu Wien den 19. Oct. 1714. Pau l
und Dominik St., seine Brüder, waren Bildhauer, und machten sich
durch viele Statuen in Marmor und Erz rühmlich bekannt. Beyde ka-
men um 1630 nach Wien , und waren die vorzüglichsten Meister von
der Bildhauerey an der Dreyfalrigkeitssäule daselbst nebst ihren Schola»
ren Math ias Rauch mül ler, Iac. Auer und I o h. Pichler.
Die Hauptanordnung zu dieser Säule ist von Bu rnacc in i , einem
italienischen Baumeister gemacht worden; der Bau dauerte von 1637
— 93. Diese beyden Brüder wurden gleichfalls von Kaiser I o-
seph I. in den Freyherrnstand erhoben. In T r ien t bey dem Crucifix-
altar sind die 4 zStatuen, als die Magdalen a, Veronika, Franz
von Assi si und eines Bischofs von P a u l St . , auch zu Innsbruck
an dem ehemahls gräfl. Co reth'schen Hause ist das von Marmor gear-
beitete Marienbild von Pau l St.
Strumpfwirkereyen und Handel mi t Strumpfwaa-
ren. Das lombardisch - venetia nische Königreich ist in der
Verfertigung feiner gewirkter Strumpfwaaren allen übrigen Provinzen
vorangegangen, und Venedig gehört unter diejenigen Städte, wel-
che den 1539 in England erfundenen Strumpfwirkerstllhl auf dem Con-
tinente zuerst ausgeführt haben, indem diese Erfindung 1614 durch den
damahligen venetianischen Gesandtes Anton io Correr aus Eng-
land nach Venedig gebracht wurde, von wo sie bald darauf nach
Udine und nach Gradisca kam, während diese Maschine in Deutsch-
land erst seit 1690 bekannt seyn soll. Gegenwärtig sind fast in allen
Provinzial-Hauptstädten des Königreichs Strumpfwirkerstühle in Tha-
<5,ic,?sl. Bd. V. ^5
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie