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233 Swieten/ Gerhard Freyh. van.
wichtiger Ämter, medicinische Vorlesungen, in welchen er die Aphoris.
men Boerhave's mit dem größten Beyfalle zu commentiren fortfuhr,
auch wurde unter seiner unmittelbaren Leitung von 1748—54 seinen
Schülern die griechische Sprache gelehrt, welche S. vorzüglich liebte,
und als die Grundlage aller Gelehrsamkeit betrachtete. Die unermü-
dende Thätigkeit, welche S. sowohl seinen einzelnen Geschäftszweigen,
als auch dem gesammten Studienwesen widmete, so wie seine vielfachen
Verdienste um Bereicherung und zweckmäßigere Einrichtung der Hof-
bibliothek, welche durch ihn ein neues und erhöhtes Leben gewann,
gebührend zu belohnen, ernannte ihn die Kaiserinn nicht nur zum be»
standigen Präses der medicinischen Facultat in W i e n , zum Direc-
tor des gesammten Medicinalwesens in den kaiserl. Staaten und zum
Präses der Studien- und Büchercensur-Hofcommiffion, sondern sie er-
hob ihn auch 1753 in de.n erbländischen Freyherrnstand, ja 1763 ließ
die Kaiserinn, zum Lohne seiner ausgezeichneten Verdienste im Me-
dicinalwesen für die gesammten Erbstaaten und das kaiserl. Heer, dem
er besondere Sorgfalt widmete, den medicinischen Hörsaal der Universi-
tät mit seinem Bildnisse schmücken, welche Auszeichnung S. schon allein
durch seine Errichtung der ersten Schule der Klinik verdiente, die als
das Vorbild aller in andern Staaten errichteten ahnlichen Quellen des
gediegensten Unterrichtes anerkannt ist. Bey Gelegenheit des Ankaufes
des großen, in 234 Folienbanden, 10,000 Prospecte und Landcharten
enthaltenden Atlasses des Freyh. v. S t o sch für die Hofdibliothek, schoß
S. 8,500 Gulden aus seiner Privatcasse dazu vor, die ihm in vierjäh-
rigen Raten aus der Dotation der Hofbibliothek zurückbezahlt wurden;
ein neuer Beweis von dem Eifer dieses würdigen Vorstehers für das ihm
anvertraute Institut. Um 1766 reformirte S. auch die physikalischen
und medicinischen Wissenschaften an der hohen Schule zu Prag. 1770
wurde ihm noch das Glück zu Theil, die Kaiserinn, seine erhabene Be-
schützerinn, aus der Kinderpockenkrankheit, welche ihrem Leben Gefahr
gedroht hatte, zu retten / wofür er das Commandeurkreuz des St. Ste-
phan-Ordens, 3,000 Ducaten und das Bildniß der Kaiserinn in Bril-
lanten erhielt. Bald darauf verfiel er selbst in eine bedeutende Krank-
heit, während welcher ihn Mar ia Theresia mehrmahls besuchte,
und starb im Schlosse zu Schönbrunn den 18. Iuny 1772. — Die
Kaiserinn betrauerte den Verlust dieses ausgezeichneten Mannes auf das
tiefste, und ließ nicht nur allein eine Medaille mit seinem Bildnisse zu
seinem Andenken prägen, sondern ihm auch in der sogenannten Todten«
capelle der Augustiner-Hofkirche ein Grabmahl, geziert mit seiner wohl-
getroffenen Büste aus Tyroler Marmor setzen. Im Drucke erschien von
ihm: VlZzertatio inauF. 6o arleriae sgbrica et eKicacia in corpore
kumano, Leyden 1725. — dommentari» in Hermann! Loernave
^pn0ri5M05 cle ocißnoscenciis et curan^is inorkis, 5 Bde., eb.
1741—72. (Dieses in Hinsicht der äußerst schätzbaren praktischen Rath-
schläge, die es zur Cur aller Krankheiten enthält, vortreffliche Werk,
wurde ins Deutsche, Französische und Englische übersetzt, und in zahl«
reichen Austagen verbreitet.)— Kurze Beschreibung und Heilungsart der
Krankheiten, welche am öftesten in den Feldlagern beobachtet werden,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie