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Iheresianische Ritterakademie, k. k., in Wien. 339
am 30. Dec. 174910 Plätze für adelige Jünglinge; 1743 bestellte siedle no-
thigen Lehrer für alle Zweige der Wissenschaften, und übergab am
31. Iuly 1743 dem Theresianum die Garellische Bibliothek, wel-
cher der, durch seine ausgebreitete Kenntniß in der Numismatik be-
rühmte Jesuit, Erasmus F r ö l i ch, vorgesetzt, und ihm zugleich
das Lehramt der Geschichte, der Alterthümer, Diplomatik, Wapen-
kunde und der griechischen Sprache aufgetragen wurde. Dieser Jesuit
hatte auch das, von Granel l i im Profeßhause gesammelte Cabinet
von griechischen Münzen mit sich in das Theresianum überbracht, wel-
ches die Jesuiten nach dessen Tode diesem adeligen Collegium ganz
als Eigenthum überließen. 1750 erbaute Mar ia Theresia die Reit-
schule, und versah dieselbe mit 20 Pferden und einem Oberbereiter.
Bald darauf folgte das Theater, und ein botanischer Garten. Endlich
befestigte die große Monarchinn diese Erziehungsanstalt am 15. Dec.
1750 mit einer Anweisung auf das Camerale von jahrl. 36,000 Gulden,
welcher bald ein förmlicher Stiftsbrief vom 30. Oct. 1751 folgte, mit
welchem sie dem Collegium die Herrschaft Bataszek in Ungarn, die
Propstey Zwet te l , die Pfarren E g g e n b ü r g , Groß-Ruß-
bach, und K r e u z s t a t t e n in Niederösterreich zum Eigenthum ein-
räumte. 1755 wurden die ältern von den jüngern Zöglingen, welche
der Rechtsgelehrsamkeit oblagen, getrennt, und ihnen das, schon 1753
neu aufgeführte Gebaute eingeräumt, und 1760 wurden sie wegen des
großen Zusammenflusses der Zöglinge in die Savoy'sche Akademie auf der
Laimgrube übersetzt. So bestand die Theresianische Akademie bis auf 1778,
ii; welchem Jahre die Emanuelisch-Savoy'sche Ritterakademie mit dem
Theresianum ganz vereint, und die Stiftlinge der Erstern, sammt den
geistlichen Prafecten, aus dem Orden der Piaristen, in das Theresianische
Gebäude auf der Wieden untergebracht wurden. Kaiser Joseph I I ,
hoffte 1782 durch Aufhebung dieser Akademie, und aller andern Erzie-
hungshäuser, und durch die Übergabe der Stiftlinge an ihre Ältern zu
selbsteigener Erziehung, dem Staate einen wichtigen Dienst dadurch zu
leisten, wenn durch Ersparung der Regiekosten von diesen Häusern noch
für mehrere Jünglinge Stiftungsplatze errichtet würden. Er bestimmte also
für die Theresianischen Stiftlinge Handstipendien in 3 Classen zu 500,
400 und 300 Gulden und erlaubte, daß auch diese die Jünglinge auf an-
dern erbländischen Universitäten, Lyceen und Gymnasien genießen kön-
nen, doch hatren sie/ wie die in Wien , am Ende des Schuljahres das
Zeugniß der ersten Classe beyzubringen, wonach ihnen nach Maß des
Fleißes und der Verwendung das Stipendium in einer Classe bestimmt
wurde. Zugleich wurde zum Besten der in Wien befindlichen jüngeren
Stipendisten aus dem ehemahligen Convicte zu St. Barbaraein akade-
misches Haus zubereitet, und in selbem Lehrer der grammatischen Clas-
sen, der Rhetorik und Poesie, Meister der französischen, italienischen
und böhmischen Sprache, für Tanzen, Fechten und Voltigiren ange-
stellt , welche den Unterricht von 8 Uhr Morgens bis 12 Uhr, und
Nachmittag von 3 bis 7 Uhr zu ertheilen hatten. Endlich wurde auch den
Akademisten erlaubt, die kaiserl. Bibliothek, das Naturalien- und Münz-
Cabinet, und die kaiserl. Reitschule zu besuchen, und um die Anstalten
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie