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Theresienstadt. — Theuerdank.
liqt und das Diplom hierüber unentgeldlich ausgefertigt. Jeder Ossi«
cier, der das Ordenskreuz erhalt, muß einen Revers ausstellen, wo,
durch er sich verpflichtet, daß er nie gegen den Kaiser oder seine Thron»
folger die Waffen führen, und im Falle er dennoch durch Verhältnisse
dieses zu thun genöthigt würde, das Ordenszeichen für immer ablegen,
und der mit diesem verbundenen Genüsse sogleich verlustig seyn wolle. —
Auch geht der Orden bey jeder gerichtlichen Cassation, durch welche ein
Ordensmirglied, mit oder ohne Beybehaltung der Ehre, seiner Charge
entsetzt wird, nebst der Pension verloren. Wenn hingegen ein Ordens-
Mitglied seine Dienstentlassung, es sey mit oder ohne Beybehaltung des
Militär-Charakters, angesucht und erhalten hat, so verbleibt ihm den-
noch der Orden nebst der Pension, und dem Rechte, nach seinem Range
in die höhere Pension vorzurücken. Nur tritt Derjenige, welcher ohne
Beybehaltung eines Militär-Charakters seine Dienstenclaffung erhalten
hat, von der Militar-Iurisdiction ganzlich aus, bleibt aber als Ordens-
Mitglied den Gesetzen des Ordens fortan unterworfen. — Der Orden
hat einen Kanzler, welche Stelle der jeweilige k. k. Chef der geh. Hof-
und Staatekanzley bekleidet, und unter dem als Ordens-Beamte ein
Tresorier, ein Greffier und ein Kanzlist stehen. Gegenwärtig zählt der
Orden 5 Grosikr?uze, 20 Commandeurs und 230 Ritter.
Theresienstadt, bohm. neu und schön gebaute königl. Stadt und
Festung im Leitmeritzer Kreise, am Einflüsse der Eger in die Elbe,
zahlt in 110 Hausern 1,350 Einw., hat große Casernen, Spitäler«.,
und kann durch Schleusten unter Wasser gesetzt werden. T. wurde von
1780 bis 1737 an der Stelle des Dorfes Deutsch-Kopist erbaut.
Theuerdank, eigentlich Teuerdank, da der Nahme nach des
Verfassers eigener Auslegung einen auf Abenteuer denkenden Helden,
also ohne Abkürzung Abenteuerdank bezeichnen soll; spater hat man eine
andere Deutung versucht. Der historische Stoff dieses vormahls sehr be-
rühmten Gedichtes ist Maximil ian's I. Brautwerbung um die Hand
Mariens von Burgund, Tochter Carl's d es Kühnen; aus diesem
ist hier ein fabelhafter Konig Romreich (Ruhmreich), und aus der
Mar ia eine Prinzessinn Ehren reich gemacht, die der Prinz Theuer-
dank endlich, trotz mancher Hindernisse unter den Rathen, und bey
vielen Hindernissen, die die allegorischen Personen: Vorwitz, Unfall,
Neid, in den Weg legen, doch erkämpft, wodurch der T. einen Theil der
Lebensgeschichte Maximil ian's in verborgener Gestalt darstellt, welche
die politische Geschichte her beyden Kaiser Friedrich I I I . und seines Soh-
nes Maximi l ian in geheminißvoller Umhüllung enthalt. Bey dieser Ver-
gleichung kommt man von der.von Koler in Gang gebrachten Meinung,
daßPfinzing(s.d,),welcher sich in derZueignungdes Gedichtes alsVer-
fasser nennt, der Verfasser des T.'s» sey, zurück und bekennt sich zur
älteren Ansicht, daß Max imi l ian selbst der Verfasser ist, sowie er
auch den Plan zum Weift-Kunig entworfen, und sein Secretär Treitz-
saurwein (s. d.) die ihm. vorgezeichneten Gedanken und gelieferten
Materialien nur ausarbeitete. Das vormahls so berühmte Gedicht ist von
Einigen mißkannt worden, so nahmentlich von Bout erweck, welcher
auch Pf inz ing als Verfasser annimmt. Dagegen überschätzen es Andere,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie