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Thorda. — Chugut . 351
einen andern Herrn zu wählen/ den Kaiser m ein Kloster zu sperren
u„ seine Kinder in der luther. Lehre erziehen zu lassen. Ja, T.'s Ver-
gessenheit ging so weit, daß er, als die 16 protestantischen österr. Land-
herren dem bedrängten Kaiser die erniedrigendsten Bedingungen vorlegten,
diesen an den Knöpfen seines Wamses faßte und eine Schrift ihm auf-
dringend, in die Worte ausbrach: „Gib dich, Nandel, gib dich, wirst
du nicht unterschreiben?" In demselben Augenblicke erschienen jedoch vor
der Burg die Dragoner D a mpi err e's (s. d.) , der Kaiser war gerettet
und die Rebellen suchten ihr Heil in schneller Flucht ins feindliche Lager.
T. starb bald darauf in Verbannung und ruhmloser Dunkelheit.
Ihorda (Thorenburg), siebenbürq. Marktflecken und Haupt-
ort des Thordaer Comitats, in einem von Weinhügeln umgebenen Thal?
am Flusse "Aranyos gelegen. Der Ort, in zwey Theile eingetheilt, welche
durch den Salzbach getrennt werden, nähmlich in Alt- und Neu-Th o-
renburg, ist von ziemlichem Umfange, aber schlecht gebaut, und hat
gegen 3,000 ungarische, walachische, sächsische und deutsche Einwohner. Al t-
Thorenburg liegt dem Flusse am nächsten und hat eine kathol. Kirche
auf dem Marktplatz. Es ist hier ein Gymnasium der Unitarier und ein
wichtiges, schon den Römern (die den Ort saünae nannten) bekanntes
Eteinsalzbergwerk. Eine Stunde vom Markte befindet sich die sehens-
werthe, wahrscheinlich durch ein Erdbeben entstandene Thorenburgerllufr
oder Bergspalte. Diese ist ein schmaler stundenlanger Bergweg zwischen
hochaufget.hürmten Felsen, oder eine Art Felsenpaß, in welchem sich auch
mehrere Höhlen befinden; worunter das Bayloch zuweilen der Aufent-
halt von Wölfen ist. Unterhalb T. gegen Gyeres breitet sich jenseits
eines Morastes das Kreuzerfeld aus, welches für das Schlachtfeld von T r a-
jan und Decebal gehalten wird, daher es auch die Walachen?iat
äe 1 l-ajan nennen.
Chordaer (Thorenburger) Gespanschaft, im Lande der Un-
garn Siebenbürgens, hat einen Flachenraum von 76 Q. M. und be-
greift 173 Ortschaften, welche von 67,400 Menschen, meist Walachen,
bewohnt werden. Die Gespanschaft hat einen guten Boden; der Wein
geräth hier reichlich, ist aber von mittelmäßiger Güte. Das Vieh gedei-
het auf dem fetten Boden und Graslande gut; der Wohlstand der Ein-
wohner wird durch den stark betriebenen Holzhandel befördert.
Thoroczkü, ungar. Bergfiecken im Thordaer Comitat, in einer
angenehmen engen Ebene, am Äranyos, bemerkenswerth wegen eines
Eisenbergwerkes, wo nicht in regelmäßigen Schachten, sondern von den
Seiten des'Berges nach Gängen gebaut wird, und wegen eines Eisen-
hammers. Es ward hier in früher Zeit eine Colonie aus Steyermark an-
gesiedelt; doch ist die deutsche Sprache längst abgestorben.
Thorstein, s. Dachstein.
Thugut, Franz Maria Freyh. b., Großkreuz des ungar.
St. Stephan-Ordens, k. k. wirkl. geh. Rath und Conferenzminister,
Magnat des Königreichs Ungarn. Sein Großvater war aus Tyrol gekom-
men und hatte Kaiser Carl VI. gedient. Der Vater T.'s besaß n eh'
lere Kenntnisse und hatte sich der besonderen Gunst des Kaisers Fran z I.
D erfreuen, der sich stinesRathes im Fabrikswesen bediente. Er starb zu
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie