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366 T i l l e r. — I i l l
bungen geschieht an dem bestimmten Tage Vormittags um 10 Uhr, in
Gegenwart der dazu aufgestellten Commission, in dem auf dem Glacis
zwischen dem Carolinen- und Kärnthnerthore iu Wien befindlichen Ver-
brennunqshause.
l i l l e r , A loys, Dr. der Rechte, Professor des Natur-, Staats-
und des Civilrechts am Lyceum zuGratz, war geboren den 2Z. Ok-
tober 1742 zu H o r a z d i o w i tz in Böhmen. Seine Studien begann er in
Prag und vollendete sie in Leipzig, worauf er in den Orden der
Jesuiten trat, und als Lehrer in den untern lateinischen Schulen mit
Auszeichnung wirkte. Nach Aufhebung des Ordens verließ er denselben,
und erhielt an der Universität zu Wien die juridische Doktorwürde.
1773 wurde T. königl. Kammer-Procurator und' Flscus zu Temeb-
vär in Ungarn. Nach einigen Jahren legte er jedoch dlese Stellen
nieder/ und privatisirte einige Zeit in W i en. 1759 erhielt er obenge-
nannte Professur in Grätz, woselbst er auch über Lehen- und Volker-
recht außerordentliche Vorlesungen hielt. Nach langjähriger ausgezeich-
neter Dienstleistung starb er den 14. Jan. 1797. Im Drucke waren von
ihm erschienen: lleineocii ex^lanatio elementorum 26 inztituta^uriZ
civile, 4 Bde. Gratz 1786. — System der bürgert. Rechtslehre aus
dem sämmtlichen römischen Rechte mir Bezug auf die österr. Gesetze in
3 Büchern dargestellt, 5 Bde. eb. 1787—89. — Betrachtungen über
besonoere Thaten und Maximen der Regenten zu Heptakollis, Leipzig
1796.
Tilly, Ioh. Tserclas Graf v./ laiserl. und der liguistischen
Truppen Generallieutenant, war geboren 1559. Er war von seiner Fa-
milie für die Kirche bestimmt, und sollte sich den Wissenschafren wio-
men; allein er fühlte mehr Hang zur kriegerischen Thätigkeit. Den
Körper abzuhärten und sich selbst an den Gehorsam der Kriegszuchc zu
gewöhnen, ging er in seinen Prüfungsjahren im spanisch niederlandi.
schen Heere alle niedern Stufen des Dienstes durch. — In die kaiserl.
Dienste trat er als Oberstlieutenant unter die Truppen, welche derHer-
zog von Lothringen-Mercour 1600 nach Ungarn führte. Kaiser Ru-
dolph I I . beförderte ihn zum Obersten, und gab ihm 1601 den
Auftrag, ein Wallonenregiment zu errichten, welches T. im folgenden
Jahre zur Belagerung von Ofen führte; er selbst erhielt im Sturme
eine Wunde, das Regiment aber das Zeugniß, daß es besser als andere
feine Pflicht gethan habe. — Die Zwischenzeit vom türkischen Frieden
bis zu den böhmischen Unruhen konnre T. verwenden wissenschaftlich zu
studiren, was er bisher nur practisch zu üben in dem Falle gewesen. »^
In welchem Ruf er schon damahls stehen mochte, beweist das Zu«
trauen, mit welchem ihn M a x i m i l i a n / Herzog von Bayern be-
ehrte. Dieser Prinz ernannte ihn zu seinem und der katholischen Ligue
Generallieutenant, als er dem aus Böhmen verdrängten Ferdinand I I .
tu Hülfe zog. Vorher schon hatte ihm T. D o n a u w ö r t h erobert.
In der raschen Thätigkeit, mit welcher man in Oberösterreich im Vor-
beygehen Ordnung herstellte, und in Böhmen einrückte, so wie im
Erfolge der Schlacht am weißen Berge, deren Plan und Ausfüh-
rung größtentheils ihm angehört, zeigt sich schon ganz sein Feldherrn-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie