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Leine und Weser die Thore öffneten. T. nahm die Stifte Halber-
stadt und Merseburg in Besitz, legte Truppen in das Braun-
schweig'sche, und trat nach geendigtem Winterlager 1626 den Zug nach
Hessen an, auf welchem er sich der Städte an der Fulda und Werra
bemächtigte. M i n den im Sturme nahm, und den Landgrafen zur Unter-
würfigkeit gegen den Kaiser brachte. Nun hatte es der Feldherr bloß mir
den Dänen zu thun. Erbelagerte Gö l t i ngen , welches sich erst er-
gab, nachdem der Graf Fürstenberg den Entsatz zurückgeschlagen;
hierauf war die Reihe an Nordh eim, wo man sich noch nicht genug
verstärkt hatte, und darum vor dem anrückenden König zurückziehen
mußre. Dieß eröffnete demselben den Weg nach Thüringen und in das
Eichsfeld, aber T. rückte nach, drängte ihn in das Braunschweigische
zurück, und schlug ihn bey Lu t t e r , wo Gronsfe ld im Angesichts
des Feindes die Kaiserlichen über den Fluß führte, und ungeachtet des
kräftigen Widerstandes der schon getrennten Dänen nach einem lange
zweifelhaften Gefecht Schlachtfeld, Geschütz, Kriegscasse und Gepäcke
erkämpft wurden. In der Folge nahm man auch Ve rden , Roten-
burg, Ot tesberg , Hoya und andere Platze. Dazu gleicher Zeit
auch Wallenstein ausMecklenburg anrückte, so hatte man das geschlagene
Heer nur nach Holstein zu begleiten. T. fand es dort in guter Fassung,
die letzten Kräfte gesammelt, und das Gestade der Elbe ihm gegenüber
durch Schanzen erhöht, und' mit Geschütz gesichert; er aber überwand
alle Schwierigkeiten, setzte auf 20 genommenen dänischen Schiffen über
den Strom, und fand bis an die See keinen Widerstand mehr. Er en-
digte, unterdessen Wallenstein vorS tralsund abziehen mußte, mitdec
Eroberung von S ta d e, und die kaiserl. Feldherren schrieben dem Könige
1629 die Bedingungen des Lübecker Friedens vor. —Aber statt der
Dänen traten jetzt 1630 die Schweden auf den Kampfplatz. Das all-
gemeine Mißvergnügen der deutschen Reichsstande harte Wal len stein
vom Oberbefehl entfernt, und der Generallieutenant der Ligue stand
jetzt in gleicher Eigenschaft den kaiserlichen, freylich sehr zusammenge-
schmolzenen/ Truppen vor. Um zur Sicherheit der kaiserlichen Erbstaaten
den König Gustav nach Niedersachsen zu ziehen, und für sich selbst
einen tüchtigen Waffenplatz zu erwerben, unternahm er 1631 die Be-
lagerung von Magdebu rg , wo die im Sturme verübten Grausam-
ketten der Sieger ihn nicht anders als brandmarken konnten. — Seine
Bewegungen waren jetzt gegen Hessen gerichtet; aber Obersachsen, wo
der Feind stand, und wo der Churfürst noch keine Partey ergriffen hatte,
forderte seine Gegenwart. Nach einigem Verluste, den seine Vortruppen
bey Angern erlitten, versuchte er vergebens den König aus seinen
Verschanzungen bey Werben heraus zu kanoniren, doch besetzte er
Merseburg , und belagerte Leipzig 1631, welches sich fast ohne
Widerstand ergab, und nun mußte sich auch der Landesherr erklären;
er thac es, aber für Schweden. Man ve.schanzte sich, und wollte die
Truppen abwarten, mit denen Ald r ingen im Anzüge war; doch
Pappen Heim's ungestümes Feuer riß den Feldherrn in eine Unter-
nehmung hin, die er nicht billigte; und der graue Krieger, derben
Abend vorher noch sagen durfte: Er sey nie von der Macht der Liebe/
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie