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382 Tomasoni. — Tomassich.
kam T. nach I g l a u , wo er an der Minoritenkirche als Sängerlnabe
aufgenommen wurde und auch das dortige Gymnasium mit vielem Fleih
und Eifer besuchte. Zugleich erhielt er von dem dortigen Organisten un5
Chorregenten Donat Unterricht im Generalbasse und fand überhaupt
Gelegenheit, sich in der practischen und theoretischen Tonkunst auszubil-
den. 1790 begab er sich nach P rag , setzte daselbst seine Studien ftrt
und las mit vielem Eifer die besten theoretischen Werke über Musik. Auch
sammelte er hier theoretisch- musikalische Werke, copirte Vieles, stil-
dirte auf diese Weise die Partituren großer Meister und brachte es da-
durch zu einem hohen Grad von Vollkommenheit in der theoret.-pract.
Musik, besonders aber errang er im Contrapuncte eine wahre Meister-
schaft. In der Folge wurde er als Musik)irector bey dem Grafen von
Bucquoy in Prag angestellt, in welcher Eigenschaft er sich noch da-
selbst befindet, nebstbey gibt er auch in großen Hausern Unterricht i>n
Pianofortespiel. Er hat mehrere gute Schüler gebildet, unter welchen vor-
zugsweise der talentvolle, leider zu früh verstorbene Worzischek zu
nennen ist. T.'s vorzüglichste Compositionen sind: kl-einiei- Ooncen
sonats pour l« Olaveoin; Bürger's Leonore, componirt für den Ge-
sang mit Begleitung des Pianoforte; (diese Arbeit verschaffte ihm die
Gunst des Grafen von Bucquoy.) Seraphine, eine Oper, welche
1311 im ständischen Theater zu Prag aufgeführt wurde. Außerdem schrieb
er noch mehrere treffliche Compositionen für Pianoforte, Gesang und
Orchester, worunter sich besonders eine Messe, dann mehrere Sonaten
mit und ohne Begleitung auszeichnen.
Tomasoni loncordia, Ioh . v. , ein von venetianischen Ältern
abstammender Böhme, zu Prag 1724 geboren, wo er seine wissen-
schaftliche Bildung, besonders aber in der Mathematik erhielt. Hierauf
diente er als Soldat, und nach seiner Entlassung wurde er als königs.
Landmesser in Böhmen angestellt. 1756 ging er nach Wien , wo er zu-
erst die Mathematik am Theresianum, dann die bürgerliche Baukunst,
Optik und die Perspective an der kaiserl. Maler- und Bildhau,raka-
demie zu Wien mit vielem Nutzen und Ruhme lehrte. Er starb 1765.
Tomassich, Franz Freyh. v., k. k. Feldmarschall-Lieutenant,
geh. Rath, Commandeur des Maria-Theresien-Ordens, Ritter des Or-
dens der eisernen Krone 1. Classe, 2. Inhaber des Infanterie-Regi-
ments Nr. 22, Civil- und Militär-Gouverneur von Dalmatien und
Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, wurde 1761 zu Fiume
geboren. Sein in frühester Jugend aufgekeimter Hang für den Beruf des
Kriegers brachte ihn 1776 in die k. k. Ingenieur-Akademie, in der er
durch 5 Jahre verweilte, um sich in allen Zweigen des militärischen Wis«
sens auszubilden. Mit besonderer Vorliebe widmete er sich der Mathe-
matik und dem Geniewesen. Nachdem er die Stufe eines Hauptmanns
im Geniecorps erreicht, both sich ihm die ersehnte Gelegenheit dar, seine
Tapferkeit zu bewähren, indem er 1793 an der Vertheidigung der Fe-
stung le Quesnoy auf eine so heldenmüthige Art Thtil nahm, daß
er als Kriegsgefangener zur Guillotine verurtheilt wurde, und nur durh
den plötzlichen Sturz der Schreckensregierung in Frankreich diesem Üose
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie