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T r a u n . 335
16,000 Maün starrn Besatzung/ so w:e die blutigen Stürme der Be-
lagerer, noch mehr aber die Beharrlichkeit des Prinzen von Oranien
,md des Churfürsten von Bayern dem angehenden Krieger zu einer treff-
lichen Lehre dienen konnten. — Er sah in i)7 Tagen von Ausien nichr
weniger a's 36,000, und von Innen über 11,000 Todte berechnen. —
Nach seinen ersten Proben von Murh und Tapferkeit trat T. ganz in
kaiserl. Dienste, in denen er an den Vorfallen am Rheine und in
Italien (1702—3) nicht unrühmlich Theil nahm, aber doch langsamer
zu den höheren Dienstesstufen vordrang; da er immer me!/r seyn als
scheinen, und keiner Empfehlung schuldig seyn wollte, was er durch
Verdienst zu erwerben für rühmlicher hielt. — Guido Starhem-
berg, dem sein Werth nicht eingehen konnte, führte ihn als General-
Adjutanten 1709 mit sich nach Spanien. Hier hatte er Tapferkeit und
Einsicht unter den Augen Carl's I I I . bewiesen, der ihm nach seiner
Throngelangung in Deutschland ein Infanterie-Regiment anvertraute,
unter der rühmlichen Verbindlichkeit, mit Starhemberg bey der
Armee in Spanien auszuhalten. — T. hatte nach dem Abzug von B ar-
cellona mit den braven Truppen nur eine kurze Nube in der Lombar-
die genossen, als er, den General M erc y zu verstärken, sich 1710 nach
Sieilien beordert sah. Mit der Schlacht bey Vi l la f ranca war diess
Insel erobert, er aber in derselben verwundet worden. Er führte den Be-
fehl inSiracusa, und nachher in Messina. — Durch die polnische
Thronveränderung waren in Italien wichtigere Ereignisse als im Norden
und in Deutschland eingetreten; und T. befand sich eben zu Neapel, als
die Feindseligkeiten wieder anfingen. SeinerMeinung nach hätte man die
wenigen Truppen in Unteritalien in ein einziges Corps zusammenziehen,
und damit dem Eindringen des Feindes wehren sollen, aber man be-
setzte Schlösser und Festungen, in denen man sich bis zur erwarteten
Verstärkung zu halten meinte, und T. konnte mit etwa 3,000 Mann
sich an den Paß S. Germano hinstellen. Er behauptete sich 33 Tag?
ohne unterstützt zu werde», so dringend er auch seine Lage vorstellen
mochte. Sein Heil hing nur davon ab, dafi er dem Feinde mir vieler
Kunst einen Marsch abgewänne, und so die Hülfstruppen bey Capua
erreiche. Diese waren jedoch abgezogen und schon zu weit voraus; im
freyen Felde durfte er sich von der Übermacht nicht einholen lassen;
ihm blieb nichts übrig, als sich in den Platz zu werfen; denselben
für eine Belagerung zu verpflegen, und durch neue Außenwerke sei-
nen Ausfällen mehr Sicherheit zu geben. Er wurde^nun eingeschloffen,
desto ungestrafter duvfte er dem Feinde Schaden zufügen, wie er ihm
denn unter andern bey Monte-Cassino eine Zufuhr von 40 Pro-
viant- und Munitionswagen nebst 70,000 Ducaten in einem Ausfalle
a-jagte, ein anderes Mahl die Unvorsichtigkeit desselben auf einen zum
Schein für eine neue Schanze abgesteckten Platz hinlockte, um ihn mit
den dort versteckten Kanonen zu begrüßen. Immer unternehmend, im-
mer Achtung gebiethend, konnte der aufgeforderte Befehlshabernach dem
Verluste bey B i t o n t o , der Einnahme von N e a p e l , der
Ubergaöe von G a e t a und aller festen Schlösser noch freyen Ab-
zug, Schiffe bis Trieft, u::d alle Kriegsehren mit den Waffen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie