Page - 404 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe See-V, Volume 5

404 Trauttmansdorff, Ferdinand Fürst v. und zum Präsidenten des niederländischen Guberniums. Graf T. be. nahm sich zur Zeic 5er niederländischen Unruhen mit solcher Würde und Offenheit, daß er den gemäßigten Theil unter dem Volke ge- wann, und r.an die gegründete Hoffnung hegen durfte, das Land durch eine allgemeine Versöhnung zu beruhigen. Joseph I I . hocher, freut über die erfolgreichen Bemühungen T.'s, übersandte ihm das goldene Vließ in Brillanten mit drey seltenen Aquamarin-Steinen ge- schmückt. Doch alle Hoffnung, daß der Segen der Eintracht die Nie- derlande beglücke, schwand auf einmahl dahin, als in Frankreich der schon lange gährende Vulkan auebrach. Das gefahrliche Beyspiel des Nachbarvolkes riß auch die Brabanter dahin, die durch vielfaltige Ein» fiüsterungen noch mehr aufgereizt, sich zu bewaffnen begannen. In die, fem entscheidenden Augenblicke, wo die Gewalt eines Dictators allein noch dem Aufstand zu steuern vermocht hätte, entzweyte sich der Be, fehlshaber der Kriegsmacht mit dem Grafen T. über die zu ergreifenden Maßregeln, und handelte nach eigener Willkühr. Der erste Versuch, eine Insurgentenschar mit Gewalt der Wcffen zu zerstreuen, mißlang, und war die Losung zum allgemeinen Aufstande, und die Landesregie rung sah sich gezwungen, hinter den Wällen des treuen Luxemburg einstweilen Zuflucht zu suchen. Graf T. b«gab sich später nach Wien, und im Sommer 1790 auf seine Güter nach Böhmen, wo er die ihm /gegönnte Muße benutzte, um eine Denkschrift über die während seiner Verwaltung in den Niederlanden eingetretenen Ereignisse zu verfassen, die als ein höchst wichtiger Beytrag über diesen Theil der damahligen Zeitgeschichte zu betrachten ist. Nachdem im Anfange 1793 die einge- tretenen Verhältnisse die gegründete Hoffnung gewahrten, die Niedere lande den französischen Waffen sehr schnell wieder zu entreißen, ernannte ihn Kaiser F r a n z dasselbe Jahr zum niederländischen Hofkanzler. Um dieses schöne Land auch dem österr. Scepter zu erhalten, wandte Graf T. die möglichste Sorgfalt an, den Geist der Bewohner für den neuen Herrscher zu gewinnen, und das Heer mit den nothwendigen Le- bensmitteln zu versehen. Doch die Schlacht bey F leurus entschied über das Schicksal der Niederlande, und da Osterreich damahls dieHoff- nung aufgab, sie den französischen Waffen wieder entreißen zu können / so wurde nach dem Rückzüge des kaisell. Heeres über den Rhein die nie- derländische Kanzley aufgehoben, und auch Graf T. einstweilen in Ru- hestandversetzt. Aus diesem trat er wieder 1801 hervor, als der Freyh. von T h u g u t sich von den Staatsgeschäften zurückgezogen hatte. Die Führung der auswärtigen Angelegenheiten wurde nun dem Gra- sen T. anvertra«t, der sie auch, bis zur Zurückkunft des Grafen L u d w i g C o b e n z l aus Frankreich verwaltete, welcher ihre Lei- tung nun übernahm. Dagegen wurde Graf T. schon früher bey Errich- tung der Conferenz, als Chef des Departements der auswärtigen An- gelegenheiten, zum Staats- und Conferenzminister ernannt. Kaiser Franz erhob den Grafen T. auch im Anbetracht? semer treuen und viel- fältigen Dienste durch dasDivlomvom 12.Jan. 1805 in den Fürstenstand mit Anordnung, daß diese Würde stets in gerader Linie auf den Ä!tt< stcn seines Stammes übergehen sclltc, und ernannt«? ihn anch, nach