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406 Trauttmansdorff , Maximi l . Graf v.
doch in dessen frühester Jugend zur kathol. Kirche zurück. Er genoß eine
vortreffliche Erziehung und vollendete seine Studien in Wien. — Bald
darauf wurde er Obersthofmeister der Kaiserinn Anna , Gemahlinn M a-
thias's und Tochter des tyrolischen Ferd inand. Dieselbe Stelle beklei-
dete er in der Folge bey F erd in an d's I I . Gemahlinn Eleon ora und
beyFerdinand I I I . selbst. Er war der Ersten Einer, diesich gegen den
Übermuth Melchior Clesel's laut und unbeugsam erklärten, und
alles anwendeten, den durch und durch erschütterten Reichen wenigstens
in einer ruhigen Nachfolge Math ias und Ferdinand's die erste
Vorbedingung innern Friedens und fortdauernder Vereinigung zu ver-
schaffen. Von unendlicher Wichtigkeit waren Anfangs 1620 T.'s Unter-
handlungen mit Ferdinand's Jugendfreund undSchwagerdemBayer,
herzog M a x i m i l i a n , und dessen Bruder dem Churfürsten von Cöl n.
— Als Böhmen mit seinen Nebenreichen durch die Schlacht am weißen
Berge wiedergewonnen war, dachte T., auch Beth len zu beruhi-
gen, der das Preßburger Schloß und die heilige Krone in seiner Ge-
walt hatte. Am letzten Dec. 1621 kam der Nikolsburger Friede zu
Stande. — Ganz vorzüglich beförderte T. die Übertragung der Chur-
würde des geachteten Winterkönigs von Böhmen, F r i e d r i c h
von der Rudolphischen Linie des Hauses W i t t e l s b a c h an seinen
Stammvater M a x i m i l i a n , Hnupt der Wilhelminischen Linie. -^
Seit dem ersten Auflodern der mährischen Unruhen hatte Wal len-
stein gegen T. ganz besondere Achtung empfunden und bewähr-t. — Kö«
nig Christ ian von Dänemark stand an dsr Elbe und Weser als Ober-
feldherr der Protestanten, durch England, Holland und Venedig heimlich
unterstützt. Beth len sollte nun friedbrüchig, neue Ansprüche auf Un-
garn erheben, die Türken sollten vom Frieden abgehalten, die Gränz-
paschen zu verwüstenden Einfällen ermuntert werden. Manns feld
und der Herzog von Weim ar sollten sich über Schlesien mitBethlen
verbünden, die Bauernunruhen ob der Enns wurden neuerdings ange-
fachr. — In dieser gefahrlichen Lage sandte der Kaiser T. an Wal-
len stein mit dem Auftrage, Manns feld und dem Herzog von
Weimar nachzueilen, und dieses Ungewitter in seinen Keimen zu er-
sticken. — Nach dem Regensburger Reichstage, welcher die Entlassung
des hochstrebenden Friedländers zu Folge hatte, und der neuen, drohen-
den Gefahr, welche dessen Wiederberufung herbeyführte, und seine ehr-
geizigen Plane zur Reife brachte, sendete der Kaiser T. mit dem Hof-
kriegsrathe Questenberg, und mit dem Reichshofrathe Gebhard
in Wallenstein's Lager. Wal lenstein's Ermordung zu Eger
(28. Febr. 1634) zerhieb den gordischen Knoten. — T . begleitete hierauf
als bevollmächtigter Minister den jungen König Ferdinand ins Feld.
6 Monathe nach Wallenstein's blutigem Ende wurde die Nördlinger
Schlacht für die Schweden und Protestanten, was jene von Leipzig
für den Kaiser und für die Ligue gewesen. — T. war nicht damit zu-
frieden, daß Bernhard von Weimar erst hinter F rank fu r t die
traurigen Trümmer des Heeres einiger Maßen wieder zu sammeln ver-
mochte. Er benübte den Sieg zum Frieden mit Sachsen, zur Pacifica-
tion des Reichs. — Am 20. May 1635 schloß T. den berühmten Prager
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie