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U h r e n f a b r i k a t i o n . 461
waren. Um eben diese Zeit suchte man den Gang der Uhren gleichförmi-
ger zu machen, und H artmann, Sa chs und das Naturgenie Zechmei-
ster verfertigten Wanduhren, welche3 bis 30Tage gingen, ohne aber zu
schlagen. In kurzer Zeit hatte man es hierin zu einiger Vollkommenheit
gebracht, noch mehr aber seitdem, als man das Augenmerk auf die
Vervollkommnung der Pendel gerichtet hatte. Die Uhrmacher Schmidt
und Fertbaue r leisteten hierin das Meiste, der letztere beschäftigte
sich lange Zeit mit Compensationspendeln, und es glückte ihm so gut,
daß seine Pendel beynahe keiner Verbesserung mehr fähig waren. Zu-
gleich wurden auch die Bestandtheile der'Uhren, vorzüglich aber die Uhr-
tasten und Zifferblätter, mit mehr Sorgfalt verfertigt. In der Klein-
uhrmacherey hatte Holz mann in Wien schon seit 1760 größere Fort-
schritte gemacht. Der Uhrmacher Riedl lieferte 1764 die erste Repetir-
uhr mit französ. Anrichtung. Seit 1780 wurden verschiedene Gänge ge-
macht, nahmentlich der Cylindergang, der Lepinische Haken u. a. 1786
erfand der Uhrmacher Girard on i den Nierengang, der auch in Eng-
land vielen Beyfall fand. Um dieselbe Zeit gab sich der Uhrmacher Hüb-
ner viele Mühe um die Richtigkeit der Zeithaltung, er baute Uhren der
verschiedensten Art, und wagte es, das erste Chronometer nach englischer
Art zu machen. 1736 scheint vorzüglich der Zeitpunct zu seyn, wo die
Kleinuhrmacherey ihre vollkommene Begründung erlangt hat. Repetir-
uhren wurden schon in größerer Menge und ziemlicher Güte verfertigt,
besonders von Holz mann und Frisser. Die Fabrikation der Uhr-
zifferblätter wurde auf Kosten des Staats 1786 eingeführt. 1789 be-
gründete Joseph I I . die Fabrikation der Sackuhren und Uhrbestand-
theile durch Herbeyziehung einer Genfer Colonie. Die Compagnie er-
hielt bey ihrer Umsiedlung 1789 mehrere Begünstigungen, z. B. die
freye Einfuhr von 2000 Stück roher Uhrwerke ^mouvements bi-ats),
ein eigenes Gebäude zur Unterbringung ihrer Arbeiten (das Piaristen-
haus in der Vorstadt Mieden), eine Werkstätte auf Kosten des Staats,
die zollfreye Einfuhr ihrer Werkzeuge und Habseligkeiten, den Ersatz
der Reift' und Ubersiedlungskosten mit 8,000 Gulden, einen Vorschuß
von 20,000 Gulden ohne Interessenauf6Jahre, einen jährlichenBey-
trag für 18 Lehrlinge durch 4 Jahre, für jeden mit 90 Gulden u. s. w.
Die Begründung dieser Uhren- und Bestandtheilfabrik hatte auf die
Uhrmacherey im Inlande einen bedeutenden Einfluß, da nun nicht nur
die meisten Taschenuhren, auch die mit Emaille, ebenso wohlfeil, wie
im Auslande erzeugt wurden, sondern auch die älteren Wiener Uhrma-
cher Gelegenheit erhielten, die Bestandtheile aus der ersten Hand zu
beziehen. 1800 ging die Gesellschaft aus einander, nachdem schon früher
die meisten Mitglieder derselben ihr Gewerbe auf eigene Rechnung zu
betreiben angefangen hatten. Gegenwärtig werden im Inlande alle Gat-
tungen Taschen - und Stockuhren mit vielem Fleiße verfertigt. Die Klein-
uhrmacher sind jedoch in ihrer Arbeit beschränkt, da sie jetzt nicht mehr
im Stande sind, ihre neu verfertigten Uhren eben so wohlfeil zu liefern,
wie die Schweizer aus Neufchatel, welche mit ihren außerordentlich
wohlfeilen Taschenuhren alle Länder überschwemmen, und dadurch den
Kleinuhrmachern allenthalben die Arbeit benehmen, welche oft nur auf
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie