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480 Ungarn, I. Geschichte.
die Erblichkeit der Würde, die folgenden ungar. Regenten entsprossen
sind. Unter ihm rückten auch die Ungarn an Deutschlands Gränzen-
denn als ber mahrische Herzog Zwentibold sich gegen Kaiser Ar-
nulph empörte, so rief dieser dieselben gegen den Letzteren zu Hülfe,
welche aber nach geendigtem Kriege nicht mehr in ihren Wohnsitz zurück-
kehren konnten, indem der bulgarische Despot S i m o n , in Verbin-
dung mieden Petschenegen, den Eintritt in ihr Land versperrte, und
sie von dessen Gränzen vertrieb. Arpad, von den Petschenegen und
Bulgaren'verfolgt, sah sich nun genöthigt, mit seinen Magyaren bis
in die Gegend des heutigen O fens zu fiiehen, und sich in dem von den
Avaren, Slaven und Deutschen verlassenen Lande anzusiedeln. Von hier
aus fielen sie, als sie nach Zwentibold's Tode ihr neueS Gebieth
durch einen Theil des mährischen Reiches erweiterten, mit ganzer Macht
in Deutschland ein, bis sie mehrmahls völlig geschlagen, und endlich
I043'Ns über die Leitha zurückgeworfen wurden. — Mit Arpad'sUr.
M ? l , Geysa oder Gecse, beginnt für Ungarn der Zeitpunct der
Civilisation, welche durch einen bleibenden Wohnsitz sowohl, als vor-
zÜA^ch durch die allmählige Annahme des Christenthums, herbeygeführt
'würbe. In Hinsicht des Letzteren gab Geysa, durch seine vortreffliche
Gemahlinn Sa ro l t a dazu bewogen, seinem Volke das erste Bey-
spiel, indem er mit einigen Tausenden der vornehmsten Ungartt 973 die
Taufe empfing. Sein Sohn und Nachfolger Stephan (hernach mit
dem Beynahmen der Hei l ige) ließ sich das Bekehrungsgeschaft sei-
"neL Vaters ebenfalls sehr angelegen seyn, und sorgte mit vielem Eifer
Mf die Cultivirung seines Landes, indem er viele Fremde, besonders
Deutsche, hier ansiedelte, dasselbe überhaupt nach deutschem Vorbilde
negierte, itt 72 Gespanschaften oder Grafschaften eintheilte, und eine
ordentliche Militär-Einrichtung zur Landesvertheidigung traf. Ste-
phan bewirkte, daß er von dem Kaiser als König von Ungarn aner-
ckannt wurde, indem er sich mit der Schwester Kaiser Heinrich's II.
vermählte, und sich also mit dem sächsischen Kaiserhause verschwägerte.
Durch die Empfehlung O tt o's I I I . bey dem Papste Sy lvester I I . er-
hielt er auch von dieser Seite die Bestätigung seiner angenommenen
Würde, so daß ihm der Papst eine Krone schickte, die er sich 1l)0! zu
Gran aufsetzen ließ. Im folgenden Jahre (1002) erweiterte er das
neue Königreich durch Siebenbürgen, da G y u l a , der Beherrscher die-
ses Landes, sich mit den noch heidnischen Ungarn gegen Stephan ver-
band, derselbe aber den Aufstand dämpfte und Siebenbürgen unter seine
Bothmaßigkeit brachte. — Nach Stephan's Tode fingen immerwäh«
rende Gährungen und Revolutionen in U. an, welche dadurch herbeyge-
führt wurden, daß Stephan keine Nachkommen hinterließ. Obwohl
nun die Thronfolge bloß auf das Arpadische Haus beschränkt, war, so
wurde sie doch unsicher, und es warf sich immer bey jeder Thronerledi-
gung eine Menge von'Prätendenten auf. Dieß dauerte bis auf Lad is-
laus fort, der durch seine Regierung von 1077—95 wieder Ruhe
herbeyführte, und U. durch einen Theil von Bosnien, Croatien und
Serbien vergrößerte. Durch L a d i s l a u s's Tochter, Sophia ,
stammen die österr. Prinzen aus den Häusern Habsburg und Lo-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie