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Ungarn, 1l. Geographie und Statistik.
Slaven, wahrscheinlich die zahlreichste Völkerschaft in U., so wie sie im
überwiegenden Verhältnisse in der ganzen osterr. Monarchie ist; 3) die
Deutschen, meistens zerstreut, aber auch in den westlichsten Gegenden
Niederungarns, so wie in derZios, zahlreich beysammen wohnend; 4)
endlich die Walachen, die in der größten Anzahl in der Marmaros,
dann in dem S^ardmärer, Biharer und Arader Comitat beysammen
wohnen. Unter die Nebenvölker, die in U. wohnen, gehören hauptsäch-
lich die Macedonier und Griechen, welche sich im ganzen Lande zerstreut
befinden, und auf den Handel verlegen, und welchen stch die Zinczaren gerne
anschließen, auch durch Religion und Erwerb gleichsam eine Nacion
auszumachen scheinen, obschon ihr Ursprung verschieden ist, da die Letz-
leren walachische Abkömmlinge sind. Die Armenier, gleichfalls wie die
Vorigen meistens Kallfleute, verlegen sich besonders auf den Vieh-
handel, oder sie sind Pächter ökonomischer Objecte; endlich die Zigeuner
und die Juden. Nach Verschiedenheit dieser Nationen, welche das Land
bewohnen, zahlt man a:ch mehrere Sprachen, die unter ihnen im Ge-
brauche und herrschend sind, als: 1) Die ungarische; 2) die slavische,
in verschiedenen Dialecten; denn anders reden sie die Slaven im nördli-
chen U., anders die Illyrier und Serbier, ein sehr ausgebreiteter
Sramm im süd'ichen Theil des Landes, und anders wieder die sogenann-
ten Croaten im westlichen U. sowohl, als die eigentlichen Croaten, in
ihrem gleichnabmigen Vaterlande; 3) die deutsche, ebenfalls nach zwey
sehr von einander abweichenden Dialecten; so ist die Mundart der Zip-
ser-Deutschen merk'ich von jener der übrigen deutschen Einwohner U.'s,
besonders im westlichen Theile des Landes, verschieden; 4) die wala-
chische, und 5) die neugriechische. Die Nahrungsmittel sind in U.
grösitentheils eigene Landererzeugnisse, aber sehr verschieden ist der Ge-
brauch derselben, sowohl in der Menge, als sie gebraucht werden, als
auch in der Zubereitung. Der Deutsche, der Ungar und der Slave leben
jeder in seiner Art gemeiniglich gut; sie verzehren ihren Erwerb, und
nicht selten mehr als diesen; am meisten thut dieß der Ungar, dessen
Erwerb bey seiner wenigen Thätigkeit gering ausfällt, daher die Art zu
leben bey dem gemeinen Manne dieser Nation wirklich nur einem daran
gewöhnten Gaumen behagen kann. Der Deutsche, der industriöser ist,
und dessen Erwerb auch in dem Verhältnisse der bessern Gelegenheit hie-
zu, gemeiniglich reicher ausfallt, verbindet mit hem größeren Vermö-
gensbeside auch einigermaßen bessern Geschmack im Genusse. Der Slave
hält zwischen dem Deutschen und dem Ungar das Mittel, und übertrifft
sie beyde als 'stärkerer Trinker, doch unterscheiden sich die verschiede»
nen slavischen Stämme, welche U. bewohnen, von einander; denn der
Illyrier lebt gemeiniglich frugaler, als der slavische Gebirgsbewohner.
Elend ist die Lebensart des Walachen; seine Nahrungsmittel sind auf
wenige Gattungen beschrankt, und ihre Zubereitung geschieht schleckt
und ekelhaft. Im ganzen Lande hat man eine gewisse Form in der Klei-
dung angenommen, welche sich von jener bey anderen Nationen durch
das lange Beinkleid, die eigene Kopfbedeckung, und den mir Pelz aus-
geschlagenen Rock bey den Männern, und <o aucl) bey den Weibern durch
besondere Eigenheiten unterscheidet. Die Wohnungen sind von höchst
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie