Page - 489 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe See-V, Volume 5
Image of the Page - 489 -
Text of the Page - 489 -
Ungarn, 11. Geographie und Statistik. 489
mannigfaltiger Art. In den Städten befinden sich zierlich gebaute Häu.
ser und Paläste; eine Menge Schlösser des Adels im ganzen Lande zer-
streut, sind ebenfalls wohl und zum Theil selbst schön gebaut; dagegen
der größte Theil des Landvolkes in elenden, mit Stroh bedeckten hölzer-
nen Häusern, und wo das Holz fehlt, auch in bloßen Lehmhütten un-
ter der Erde wohnt; nur hie und da ist das Material auch Bruchsteine,
und höchst selten Backsteine. In ganz U. wurden 1787 990,039 Hauser
gezahlt, welche in 43 königlichen, 7 Berg-, bischöflichen und anderen
Städten, dann in 553 Märkten, 9,039 Dörfern und 1,931 Prädien
oder adeligen Landsitzen größtentheils vertheilt waren, doch auch in ein-
zelnen Schlössern, Gasthäusern, Glashütten, Hämmern:c. bestanden.
Zur Zeit der ungar. Conscriotion von den letztern Jahren war die Zahl
der Städte, ohne den sogenannten Zipser- und Haydukenstädten, 51,
außerdem a^er 42 unterthänige Städte; die Zahl der Marktflecken 69 l,
worunter 26 konigl. Freymarkte; diejenige der Dörfer 11,068; Pra-
dien wurden gezählt 1,257z, und in allen diesen zusammen 1,076,529
Häuser. — Der Charakter der Einwohner U.'s verhalt sich ihrer Ab-
stammung gem^ß. Der eigentliche Ungar ist in dieser Hinsicht durch sei-
nen mit einer großen Gutmüchigkeit verbundenen Stolz, durch seine
Unthätigkeit und seinen persönlichen Muth, von dem jovialen, gelasse-
nen Deutschen, so wie von dem listigen und industriösen Slaven und
Illyrier sehr verschieden. Allen dreyen steht in sittlicher und Wissenschaft«
licher Ausbildung der Walache weit nach, nur die körperliche Beschaffen-
heit iss bey den ungar. Einwohnern nicht sehr verschieden, obschon auch
hierin sich der Ungar durch seinen festen und musculösen Körperbau, der
S ave durch seinen hohern Wuchs, und der Deutsche durch seine schwam-
mige Leibe5beschaffendeit doch einigermaßen auszeichnen. Die Sterblich»
keit ist weder sehr gering, noch auch groß. Nach einzelnen Sterbelisten,
verglichen mit der Population derselben Districte, zahlte man im Mit«
tel jahrlich unter 34 Lebenden einen Todten, dagegen kömmt auf 27
Menschen eine Geburt, und unter 119 werden jährlich ein Paar getraut
— Hauptnahrungszweige sind in dem Königreiche U. sehr mannigfaltig.
Die Landwirthschaft aber ist nebst dem Bergbau die ergiebigste Erwerbs-
quelle für den Ungar, und die beyden großen Haupttheile des Landes,
der gebirgige und der ebene, scheinen sich in jene beyden Hauptzweige
der Industrie solchergestalt zu theilen., daß der eine vorzüglich zur land-
wirthschaftlichen Production geeignet ist, der andere aber seinen größten
Reichthum im Schooße der Erde tragr. So wie der ebene Theil, wegen
seinem milden Clima und durch die Fruchtbarkeit seines Bodens zum
Getreidebau außerordentlich geeignet ist; so enthält wieder der gebirgige
fast alle Arten der Metalle, Zinn und Platina ausgenommen, in größ-
ter Menge; aber sein Clima wie sein Boden sind dem Feldbaue nicht
sebr günstig. Im Beregher, Arvaer und Liptauer Comitate komme
Weizen nur an einigen wenigen Orren kümmerlich fort; selbst der Rog-
gen, der etwas kälteres Land verträgt, will auf den hohen Karpathen
nicht mehr gedeihen. Gerste und Hafer sind hier nach Beschaffenkeit des
Bodens die einzigen Brotfrüchte, die gebaut werden. Weit mannigfal-
tiger sind im südlichen U. die Getreide, die man baut, und welche det»
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie