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562 Visconti, das Geschlecht.
mehrfachen öffentlichen Einladungen und Aufforderungen noch nicht ge.
lingen können / eben so wenig die Ermittlung seiner sonstigen Lebensver-
haltnisse, daher denn selbst quellengültige Werke, wie Fü ßli's Künst-
ler-Lexicon, diesen Artikel nur unvollständig haben. Vergl. den Artikel"
Charten.
V iscon t i , ein altes berühmtes Mailander Geschlecht, dessen
Ursprung sich in des Mittelalters Dunkel verliert. Die V. leiten ihren
Ursprung von den Grafen v. Ang lor ia her, die ein Überbleibsel der
longobardischen Könige gewesen seyn sollen, auch wollen sie das Erbamt
gehabt haben, den italienischen Königen die Krone aufzusetzen. Sichere
Nachrichten von denselben kommen zuerst im 11. Jahrhundert vor, wo
Her i brand (E l i brand), erster Vicecomes zu M a i l a n d , bey
der Belagerung Mai land's 1037 durch Kaiser Conrad , einen edlen
und vorzüglich starken Deutschen im Zweykampf überwunden hären soll.
Er starb 4065. Ot to V . , sein Sohn, soll beym ersten Kreuzzuge
1099 vor Jerusalem einen riesenmäßigen Saracenen erschlagen ha«
hen. Er blieb 1111 in Rom bey einem Aufruhr gegen Heinrich IV.
Er hinterließ 2 Söhne; der jüngere Johann V. hatte einen
Sohn Alberto V, dessen Sohn T h e o b a l d V . , unter dem
Nahmen Gregor X. 1272 Papst ward und 1276 starb. Der ältere
Sohn O t t o V. 's, A l b e r t o , war 1206 Oberhaupt von Mai-
l a n d , lag aber im fortwahrenden Zwist mit der Familie della
Torre. Sein ältester Sohn O t t o , geb. 1203, schloß sich dem
Cardinal Ubald in i an. Er ward Erzbischof von M a i l a n d und starb
1295. Ma t thäus V. der Große, Sohn von Th eobald V.,
aeb. 1250, diente seinem Oheim Ot to, während aller Gefahren, treu
und tapfer, und erhielt, nach der Einnahme von Ma i l and , dafür
auch fast die unumschränkte Regierung. Er war auf der dem Papste
feindlichen Partey, und daher im Kirchenbann. Um seinen Frieden mit
Gott zu machen, legte er die Regierung in die Hände seines Sohnes
Galeazzo nieder, starb aber bald darauf (1322) zu C res c enz ago bey
M a i l a n d , ehe er vom Bann befreyt war. G a l e a z z o 1. war
des Vorigen Sohn, geb. 1277; den Nahmen Galeazzo empfing er
von seiner Mutter, weil sie wahrend ihrer Entbindung sehr von krähen-
den Hahnen gestört, worden war. In der Folge ward dieser Nahme
sehr in seiner Familie gewöhnlich. Er trat in die Dienste des Condot-
tiere Castruccio, belagerte Pistoja mit und starb vor diesem Platze
1323 im Bann. Azz o, So-Hn des Voriqen, geb. 1302, eben-
falls ein tapferer Soldat, focht für seinen Vater und Castruccio,
theilte des Ersteren Gefangenschaft, und ward nach dessen Tode 1323
zum Reichsvicar zu Ma i land von Ludwig dem Bayer ernannt.
1333 empörte sich, während er krank lag, einer seiner Vettern gegen
ihn, doch trug sein Oheim Luchino 1339 den Sieg über denselben
davon, Azzo starb aber bald darauf. Die mailandischen Schriftsteller
preisen ihn als den liebenswürdigsten, tapfersten und edelsten Fürsten.
Ihm folgte, da er kinderlos war, sein Oheim L u c h i n o , geb.
1287, Sohn Ma t thäus V. 's, ein tapferer Soldat, der sein gan«
zes Leben unter Schlachten und Belagerungen hingebracht hatte. 1346
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie