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564 Visconti, das Geschlecht.
Car l , Nudolph und M a r t i n, außerdem mehrere außerehelige Kinder.
I o h . Galeazzo,ged. 1347, war der Sohn von Galeazzo V. und
Neffe des Vorigen. 1387 verjagte erAnton ino de l laSca la , Herrn
von Verona und V icenza, mit Hülfe Franz Carrara's, und
als er jenen besiegt hatte, diesen selbst aus der Mark Treviso und
aus Padua. Aber vom Herzog von Bayern und dem Orafen von Ar»
magnac unterstützt, erschien dieser wieder, bemächtigte sich Paduas
und zwang 1392 I o h . Galeazzo zum nachtheiligen Frieden. Wäh-
rend dieses Friedens nahm I o h . Galeazzo den Titel: Herzog
von Ma i land an, wozu er sich die Erlaubniß vom Kaiser Wenzel
1395 erkauft hatte. Nur kurz dauerte der Friede, denn bald suchte er
sich des Herzogthums Mantua zu bemächtigen, das die Verbindung
seiner Staaten unterbrach, und wo sein Schwager Oonzaga herrschte.
Er nahm den gewaltsamen Tod seiner Schwester, wozu er selbst gera-
then hatte, zum Vorwand, scheiterte jedoch an der Festigkeit der Flo-
rentiner, doch ergaben sich ihm die Städte P i sa , Perug ia und
Assisi während dieses Kampfes. Er betrachtete sich hierbey als das
Haupt der Gbibellinen in Italien, schlug den Angriff des Kaisers
Ruprecht 1401 glücklich ab, indem er Uneinigkeit in den Reichen
des Gegners anstiftete, und eroberte 1402 sogar Bo logna. Kurz
darauf ergriff ihn die Pest, die damahls Italien verheerte, und er starb
im Sept. 1402 zu Mar ignano. Seine Fehler waren Stolz, Ehr«
qeiz, Herrschsucht, Grausamkeit und Argwohn, doch war er nicht aus-
schweifend, sondern den Wissenschaften ergebenj, und ein sehr kluger
und umsichtiger Fürst, der die passendsten Personen zu seinen Unter-
nehmungen zu wählen wußte. Kriege führte er persönlich nicht, sondern
ließ stetS seine Fehden durch seine Feldherren auskämpfen. Er hinterließ
2 rechtmäßige und einen natürlichen Sohn, unter die er feine Staaten
theilte. Seine Tochter war Valent ine von M a i l a n d , die Gemah-
linn Ludwig's, Herzogs von Orleans. Johann Ma r i a , älte-
ster Sohn des Vorigen und der Cathar ina V . , geb. 13L9, war
erst 13 Jahre alt, als er 1402 zur Reg-erung gelangte, seine Mutler
war Vormünderinn, aber nichr kräftig genug, die unruhige Lombardie
in Ordnung zu erhalten. Die Guelfen erhoben sogleich ihr Haupt, und
die Herzoginn - Mutter, von ihrem Geliebten Franz Barbavara
verleibt, begünstigte sie sogar insgeheim. Der schwache Fürst, noch
ein Kind, besaß die zum Regieren nöthige Festigkeit nicht, schwankte
zwischen den Parteyen hin und der, und bald war er auf die Stadt
Ma i land allein beschränkt, und selbst hier blieb ihm nur das Recht,
Todesstrafen zu verhängen. Dieß übte er denn auch mit Lust, ließ die
Verbrecher vor seinen Augen von Hunden zerreißen, und gab diesen,
damit sie anpacken sollten, nur Menschenfleisch zu fressen. Facino
Cave war sein General und erhielt sein Heer durch Plünderung. Als
aber Cave erkrankte, spann sich eine Verschwörung gegen V. an, und
er ward 1412 auf dem Wege zur Kirche erdolcht. Ph i l ipp M a r i a,
geb. «391, zweyter Sohn I o h . G a l e a z z o ' s , «erhielt zur Appa.
nage nach seines Vaters Tode Pav ia und die Umgegend. Er wurde
von den Mächtigen sciner Gegend im Schlosse Pav ia mehr als Gefan-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie