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waldstein, Albrecht Graf v. 49
einlegten/ obschon er selbst am Tage der Schlacht von ihnen entfernt
war, um die Bedürfnisse des Heeres aufzubringen. —> Persönliche Vor-
züge, schnell erworbene Militärwürden und eine zweyte Vermählung mit
Elisab et H/Tochter des ersten kaisevl. Ministers, CarlGrafen v^Har-
rach , machte W., der nuninehr auch in den Grafenstand erhoben wur«
de, zu einer sehr wichtigen Person am Hofe. Nachdem W. 16l^—22
in Mähren und Böhmen die wichtigsten Dienste geleister, und selbst
sich der militärischen Dispositions-Casse der aufrührerischen Stande mit
96/000 Reichsthalern bemächtigt, und sie glücklich nach Wien gebracht
hatte, erboth er sich in den Tagen der dringendsten Gefahr, wo dem
Kaiser von allen Seiten neue Feinde auftraten, unter der Bedingung
des Oberbefehls und der Vollmacht, die Officiere ernennen zu dürfen,
ein Heer von 40 bis 60,000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben,
und in Feindesland zu erhalten, ohne daß es dem Hof etwas mehr als
die Ausfertigung der Patente kosten sollte. Ein solcher Vorschlag war,
bey erschöpften Kriegscassen, sehr willkommen; nur begriff man di?
Möglichkeit nicht, bis man aus der Erfahrung sah, daß nach. W.'s
Systeme und nach den Maßregeln, die er sich gegen feindliche, neu-
trale und selbst gegen verbündete Länder erlaubte, 50,000 Mann>
wie er zu sagen pflegte, da leicht zu erhalten sind, wo manmit20,000
zu Grunde gehen musi, die nun freylich so viel nicht wagen dürfen. So
wurde aus dem Brigadier ein General-Lieutenant mit fast uneinge-
schrankrer Vollmacht. Seine Art Krieg zuführen hatte viel Eigenes; sis
war bey der Überlegenheit der Anzahl, auf die er seine Unternehmun«
gen baute, weniger kriegswissenschaftlich als rein politisch zu nennen/
wodurch er seinen Werbungen Zulauf/ seinen Heeren Überfluß, sich
selbst aber Ansehen und Zutrauen zu verschaffen wußte. Er hatte er«
weislich 600,000 Gulden eigenes Vermögen dem Dienste geopfert; diese
Aufopferung zu vergüten, verlieh ihm Ferdinand (1623) die Herr-
schaften Rumburg und Girschin mit dem Tirel eines Herzogs von
Fried land.— Sein Heer rückte aus Böhmen, nach einigem Auf-
enthalt in Franken, in Hessen und Niedersachsen ein. Da man schon
lief in der Iahrszeit war, so kam es nur zu kleineren Gefechten; aber
man breitere sich durch die Stifte Halderstadt und Magdeburg
(1625) bis in O e^rsachsen aus, um dorr eine Abtheilung des dänischen
Heeres, die nach Schlesien bestimmt war, von der Dessauer Brücke ab-
zuhalten. Hier wurde im folgenden Feldzuge (l 626) Mansfeld, der
die Verschanzungen überwältigen wollte, geschlagen, und mit seinen
Verstärkungen, die er auf der Flucht an sich zog, nach Schlesien und
Ungarn verfolgt, wo durch die Vereinigung mit den kaiserlich Gesinnten
das friedländische Heer zwar sehr angewachsen war, aber auch das erste
Mahl Mangel, und durch Lagerkrankheiten großen Verlust litt. Der
Herzog selbst mußte sich krank nach Wien dringen lassen. Die Mißgunst
hätte ihm gern widrige Zufälle zum Vorwurf gemacht, aber seine Par-
tey gewann auch im Cabinet die Oberhand; er hatte bald wieder ein
Heer von 40,000 Mann auf den Beinen, mit welchem er Schlesien
von Platz zu Platz vom Feinde reinigte (1627), sich ganz Mecklenburg
mif den festen Städten R o sto ck und Wismar unterwarf, und sich
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie