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bereits an vielen Tafeln statt auslandischer Weine getrunken werden. —
Im Vene ti anischen ist der W. ebenfalls wichtig, besonders im Ge-
biethe von Vicenza, und in den Provinzen Padua, Verona und
Ud in e, welche die besten und süßesten Weine erzeugen. Zu den belieb-
teren Sorten .qehorr noch der Vino 5ant« aus dem Veronesischen, im
Allgemeinen sind jedoch die ve'netian. Weine wegen Mangel an verstän-
diger Behandlung der Neben, und wegen des bestehenden fehlerhaften
Veroachtungssl)stemsgrößtentheils minder gut, ja herb und eben so we-
nig baltbar als die gemeinen lombard. Weine. — In Böhmen ist
im Allgemeinen das Clima dem W. nicht zusagend, weßhalb sich der-
selbe auf die w^rlnere Elbegegend bey Me l nik, Aussig :c. beschrankt.
Er umfasit nur einen Flüchenraum von kaum 4,431 Joch, deren Er-
trag in mittleren Jahren zu 20,000 Eimern angenommen wird. Die
besten Weine sind der rothe Melniker und der weiße Czernoseker und
Podskaler. Kaiser Car l IV. ließ 1343 Weinreben aus Burgund kom-
men, und sie in die Gegend von Meln ik verpflanzen; darum kommt
der Melniker Wein in warmen Jahren, gehörig behandelt, auch dem Bur-
gunder nahe, jedoch mit einem ihm eigenen lieblichenGeschmack; er ist selbst
außerBöhmen beliebt; in weniger warmen Jahren hat er weniger Geist,
und ist daher Personen, welchen geistige Getränke nicht zusagen, zu-
träglicher. Jährlich beläuft sich das Erträgniß ^der Melniker Weingärten
auf 8 — 10,000 Eimer. Der bey Aussig wachsende Czernoseker,
der edenfalls in manchen Jahren sehr gut geräth, läßt sich lang aufbe-
wahren, und dem guten Rheinwein an die Seite stellen, der Podska-
ler ebenfalls aus der Aussiger Gegend ist dem Champagner ahnlich und
moussirend, da man dessen Gährung unterdrückt, und ihn dabey vordem
Zutritte der äußern Luft bewahrt. Andere Weinsorten, die in der Um-
gebung von Prag, bey Bechl in, Raudnitz, Mühlhausen an
der Moldau, bey Brozan an der Eger :c. wachsen, sind von ge-
ringer Güte. — In Mähren wird der W. nur im Brünner,
Znaymer und Hradischer Kreise betrieben. Der Flächeninhalt der Wein-
garten wird hier auf 50,856 Joch und deren Mittelertrag über 440,000
Eimer angenommen. Am meisten blüht der W. an der österr. Grän-
ze, in den Gegenden an der Thaya und an der untern March. Die
bekannten und besseren Weinsorten wachsen bey B i s e n z, Po l -
leschowitz, P o l a u , Buchlowitz, Doman in , Archlebau,
K n a d l e r s d o r f, Paus ram, Popitz, Zuckerhandl bey
Znaym :c. Manche darunter, z. B. der vom Polauerberge bey N i-
kolsburg sollen dem Ofner Wein an Güte nahe kommen. Auch wur-
den in jener Gegend vor mehreren Jahren Versuche mit Ausbruchwei-
nen gemacht. — Gal iz ien ist ohne Weinbau, nur in der Bukowina
wird etwas Wein, jedoch in unbedeutender Quantität und von geringer
Güte, gebaut. — In Ungarn ist die Cultur des Weinstocks vongrosier
Wichtigkeit; ihr sind l,125,000 österr. Joch oder 112 österr. Q. M.
gewidmet, und der jährliche Ertrag wird auf 30 Millionen Eimer ge-
schäht, wovon beyläufig 25 Millionen im Lande getrunken, 1 Million
zu Essig verkocht und 4 Mill. ausgeführt werden. In manchen Gegen-
den , besonders in den Prcßburger und Ofner Weingebirgen, um
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie