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Freundeshand sorgfältig in 2 Bände gesammelt sinH, geordnet, und zur
Herausqabe bereit.
Wesselenyi v. ^adad, Franz, aus einem vornehmen unga-
rischen Geschlechte entsprossen, ein Sohn des königl. Rathes und Käm«
merers S tephan v. W., war ein Mann, an welchem Alles verrieth,
daß er in Pannoniens Gefilden geboren war, und an dem der Natio-
nalcharakter eines eigentlichen l,lngars unverkennbar hervorleuchtete. Er
war kühn und tapfer, rasch in seinen Handlungen; stolz und ehrlie-
bend, und doch großmüthig, klug und bescheiden; er liebte mit Treue
seinen Monarchen, und schätzte mit Enthusiasmus sein Vaterland. —
Nur Schade, daß W. auch einen Fehltritt, doch erst in den letzten Ta-
gen seines Lebens beging, der zu jener Zeit vielen ungar. Großen ge-
mein war, und der seinen Biographen betrübt macht, weil er an die
Reihe der glänzenden Thaten, die W. auszeichneten, auch seine Ver-
irrungen knüpfen muß, welche jenen Glanz nur zu sehr verdunkeln. —
W. ward an des Kaisers Ferdinand I I . Hofe als Edelknabe er-
zogen, wo er sich reichlich mit Kenntnissen ausbildete, als er aber zum
Manne heranreifte, weihte er sich, mit einem rüstigen Körperbau be-
günstigt, und feurigem Muth begabt, dem Kriegsdienste, und wohnte
mehreren Schlachten geqen die Türken mit rühmlichem Verhalten bey.
Als nachher Wlad is laus IV. König von Polen, in den schweren
Krieg mit Moskau, und den Tataren verwickelt war, führte W. ihm
einige ungarische Compagnien zu, und nahm Antheil an dem Feldzuge,
wofür ihm Wlad is laus das Indigenat, und bey 100,000 Thaler
Werthan Gütern in Polen verlieh. Bey jeder Gelegenheit hatteW. die
herrlichsten Proben seines U-tternehmungsgeistes, und seiner Geschick-
lichkeit in der Kriegskunst abgelegt, und um dieses schöne Bestreben noch
besser anzueifern, erhob Ferdinand W. in den Grafenstand, und
ernannte ihn zum Commandanten der Festung Filek; ein Posten, der
von den nahen Türken immer bedroht war, und der eines entschlossenen
und weisen Befehlshabers bedürfte. 1647 erhielt er das Generalat in
Oberungarn, nachdem er vorher auch die ungar. Völker in dem deut-
schen Kriege wider die Krone Schweden angeführt hatte; und als her-
nach Oeorg Rakoczy, Fürst von Siebenbürgen, zu den Waffen
griff, ward er in Ungarn wider denselben gebraucht. In diesem Kriege
that er sich 1644 durch die Eroberung von Muräny hervor. Ferdi-
nand, erfreut über dieses eben so kluge als tapfere Benehmen, schenkte
1646 das eroberte Schloß Muräny mit den dazu gehörigen Gütern,
ihm und seinen Nachkommen, und srnanme ihn zum königl. Rath. —
So hatte ^so W. bereits durch 8 vMeIahre als Commandant in Ober-
ungarn dem Könige redlich gedient, und für die Sicherheit des Bürgers
und Landmannes gewacht, und der ihn achtende Monarch hatte seine
Verdienste von Zeit zu Zeit nicht nur mit verschiedenen hohen Amtern
gewürdigt, die er ihm ertheilte, sondern es strebte auch das Vaterland
dem biedern Staatsmann und Helden seine Erkenntlichkeit zu erweisen.
Den 15. März 1655 riefen ihn die Stände, auf dem Landtage zu P reß-
burg, einhellig zum Palatin des Reichs aus. — Als Leopold 1662
die Stande nach Preß b urg berief, Ul.. daselbst einen Landtag abzu-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie