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hälrnisse gänzlichen Umschwung brachte und aus der, bis dahin orientali-
schen Staatswirthschaft Europa's, plötzlich eine abendländische machte.
Juden und Kowenschen (Cahorsmer, Wechsler, Geldmakler) sind schon
unter den babenbergischen Markgrafen ein Gegenstand reichsoberhauptli-
cher Satzungen und Privilegien. Höchst denkwürdig bleibt KaiserFrie-
drich's l l . Ordnung für die Wiener Juden. Leopold VII . legte 1200
eine neue Burg auf demselben Platze an, wo noch die heutige kaiserl.
Residenz steht, und baute um 21 Jahre spater in der Nahe derselben
die Kirche zum heil. Michael. Beyde Gebäude lagen damahls eben-
falls noch in der Vorstadt. Auch vereinte Leopold VII. einen Theil
der Vorstädte, welche unter seiner Regierung vollkommen ausgebaut
waren, mit der Stadt, und-umfaßte dieselben mir Mauern und Grä-
ben. Diese zogen sich vom Stock im Eisen, oder vielmehr vom Thore
am Schloffergäßchen durch die ganze heutige Singerstraße, hinter der
Kirche St . Jacob am Stubenthore vorüber bis zur jetzigen Biber-
bastey, und von da wieder bis zu dem Thore am Katzensteige. Unter
diesen Umstanden wurden auch die noch nicht zur Stadt gezogenen Vor-
städte betrachtlich vergrößert. Nach dem Tode Leopold des Glorrei-
chen (1230) folgte ihm in der Regierung der letzte und jüngste Sohn
Friedrich I I . , der St re i tbare, im 20. Jahre seines Alters.
Dieser trat seine Regierung unter vielen Widerwärtigkeiten an, welche
ihn bis an sein Ende in fortdauernde Kriege verwickelten, von denen er
den Beynahmen „der Streitbare" erhielt. Kaiser Friedrich I I . er,
klärte diesen Herzog in die Reichs-Acht, ließ seine Länder in Besitz ned«
men, und kam bald darauf selbst nach W.; erklärte 1237 die Stadt
zu einer freyen Reichsstadt, und verlieh ihr verschiedene Freyheiten;
auch errichtete er eine lateinische Schule, welche als die Grundlage der
Wiener Universität angesehen werden, kann. Allein nach dem baldigen
Abzüge des Kaisers von W. sammelte und vermehrte Herzog Friedrich
wieder seine Trappen, eroberte aufs Neue alle seine Provinzen, und
somit ouch die Stadt W. Nach diesen Vorfallen genosi er zwar einige
Ruhe, allein sie war nicht von langer Dauer. Die Tataren hausten
schrecklich in Ungarn, und ließen auch einen Einfall in Osterreich be«
fürchten, welcher wirklich bald erfolgte. Friedrich zog ihnen nun
entgegen, und erfocht einen herrlichen Sieg; allein in einem weiteren
Angriffe gegen die feindlichen Vorposten endete er 1246 sein Leben, und
somit erlosch auch mit ihm der B ab enb erg'fche Stamm; wodurch
Osterreich als ein eröffnetes Reichslehen an den Kaiser zurückfiel, wel-
ches nun mehrere Jahre ohne Landesherrn blieb. Die Landstande besch?os-
sen endlich, einen entfern^. ?lnrerlvandten des Herzogs zu ihrem Lan-
desherrn zu begehren, und schickten mehrere Abgeordnete nach Meis«
sen zur Markgrasinn Con stall tia, einer Schwester Friedrich's I I . ,
um von ihr einen Sohn zum Herrn zu erbitten. Bey dieser Gelegen-
heit schlug aber König Wenzel von Böhmen seinen Sohn Otto-
kar vor, und schickte ihn unverzüglich nach Österreich ab, wo er
ohne allen Widerstand in den Besitz der Hauptstadt, und auch ba^d
darauf in den Besitz des gangen Landes kam. Unter seiner Regierung
wurde das Land mehrma^len durch Mißwachs, Hungersnoth, ourck
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie