Page - 103 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe W-Z, Volume 6
Image of the Page - 103 -
Text of the Page - 103 -
W i e n . 103
Stadtmagistrat neu organisirt. 1784 erfolgte die Anlegung neuer Lei-
chenhöfe vor den Linien, mit dem Verbothe, die Todten künftig inner
den Linien zu begraben. Dasselbe Jahr ward die neu erbaute Ioseohs.
akademie in der Währingergasse feyerlich eröffnet. Den 12. Oct. 1789
waren grosie Feyerlichkeiten nnd allgemeine Beleuchtung der Stadt,
wegen der Einnahme Belgrads. Das bisher bestandene k. k. Oderst-
hofgcricht, das k. k. Stadt- lind Landgc-icht, das Universitäts- und
Consistorialgericht wllrden scimnnlich aufgehoben, und überhaupt nur
2 Gerichtsstellen festgesetzt; nähmlich: Für die adeligen Personen das
Landrecht, und fur die unadeligen der Stadtmagistrat. Im Anfange
1790 wurde Kaiser Joseph I I . von derselben gefahrlichen Krankheit
befallen, die ihn nach dem Feldzuge gegen die Türken auf das Krankenbett
gebracht hatte, und verschied am 20. Febr. desnähml. Jahres. Am 12. März
1790 kam Joseph's ältester Bruder, Leopold, bisheriger Großher-
zog von Toscana, aus Florenz in W. an, und übernahm die Regie«
rung der Erbstaaten. Nach Leopoldll. Tode, den 1. März 1792, trat
dessen ältester Sohn als Kaiser Franz I I . die Regierung der Erbstaa-
ten an. Die Erbhuldigung in Niederösterreich wurde am 25. April in
W. vollzogen. Am 6. Iuly geschah in Ofen die feyerliche Krönung
zum König von Ungarn; am 14. Iuly in Frankfurt a. M. zum rö-
mischen Kaiser, und am 9. August in Prag zum König von Böhmen.
Zur Feyer der Kaiserkrönung wurde die zur Errichtung der gewöhnlichen
Triumvhvforte bestimmte Summe dahin verwendet, daß die unansehn-
lichen Häuschen und Kaufbuden, welche die Ansicht des Scephanedomes
verstellten und die Straße verengten, abgebrochen wurden, wodurch der
schöne Stephansplah entstand. Um diese Zeit, l792, war auch der
französische Revolution?krieg ausgebrochen. Da sich nun die Gefahren
des Krieges immer mehr den österr. Eroländern nahten, so faßten auch
alle Einwohner W.'s den Entschluß, ihrem Landesherrn hiezu freywilli-
ge Beyträge an Geld zu überreichen. Die Stadt W. errichtete 1797
ein zweytes Freycorps, welches meistens aus Einwohnern von W. be-
stand, und den Nahmen „das Corps der Wiener Freywilligen" erhielt.
Indessen hatte 1797 der Krieg in Italien eine höchst nachtheilige Wendung
genommen. Die Franzosen drangen unaufgehalten in die deutsch - österr.
Staaten, und mit Anfang April standen die Siegenden bereits schon in
Steyermark. Nun both die StadtW. alle ihre Kräfte auf, um eine all-
gemeine Bewaffnung zu befördern. Die Bürger W.'s verbanden sich zur
Vertheidigung der Stadt, welche schnell mit Pallisaden umgeben, mit
Kanonen besetzt/ und mit Lebensmitteln und Munition zu einer Bela-
gerung versehen wurde. Selbst die weitläufige Linie um die Vorstädte
wurde gegen einen ersten Anfall in Vertheidigungsstand gebracht; allein
die zu Leoben in Steyermark geschlossenen Friedens-Präliminarien ga-
ben dieser Lage eine ganz andere Wendung, und durch eine allgemeine
Kundmachung wurde dem Publicum bekannt gemacht, daß die Feindse-
ligkeiten eingestellt, und-die französischen Truppen bereits auf dem Rück-
züge wären. Den 13. April 1793 ließ der damahlige Bothschafter der
französischen Republik, General Bernadotte, in seinem Gesandt-
schaftshotel in der Wallnerstraße die dreyfarbige Fahne ausstecken, wor-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie