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In der Maria Lorettocapelle, welche Ferdinand's I I . Gemahlinn,
Eleonoravon Mantua 1627 erbauen liesi, werden die Herzen der
verstorbenen Glieder der kaiserl. Familie in silbernen Urnen aufbewahrt.
In der Todtencapelle befinden sich die Grabmäler Kaiser Leopold's I I .
von Zauner, und des Feldmarschalls Daun. Das schönste Denkmal
dieser Kirche, in Kunsthinsicht vielleicht eines der ersten in Europa, ist aber
das Grabmal, welches Herzog A lb recht von Sachsen-Teschen seiner
verstorbenen Gemahlinn, der Erzherzoginn Christina, durch Cano-
v a !805 errichten ließ. Es kostete 20,000 Ducaten. Man erblickt,
aus der Wand der Kirche etwas hervortretend, eine 23 Fuß hohe Py-
ramide, von violettgrauem, geflecktem, carrarischem Marmor, welche
auf einer 6 Fuß 6 Zoll breiten und 23 Fuß langen Basis ruht. Von
der Basis führen 2 breite Stufen zu einer Pforte, welche sich als Ein,
gang zu dem Grabe in der Mitte der Pyramide öffnet. Eben hat sich
linker Hand ein Trauerzug genähert, und schreitet feyerlich über die
Stufen nach dem geöffneten Grabe zu. Zunächst der Pforte sieht man
die Tuqend, eine weibliche Gestalt, in langem Gewände mic aufge-
lösten Haaren.. Als Begleiter umgeben sie 2 Fackeltragerinnen, zarte
Mädchen, welche sie in das Orab geleiten, und mir ihr durch Blu-
mengewinde sinnreich zur Gruppe verbunden sind. In einer kleinen
Entfernung auf der unteren Stufe folgt die Wohlthätigkeit, eine weib-
liche Figur. Sie führt am rechten Arme einen hülflosen blinden Greis,
dessen Rechte sich an einem Stäbe festhält, während ein kleines Mad-
chen, mit kindlicher Andacht die Händchen faltend, zwischen beyden
steht, und so den Gedanken versinnlicht, daß wahre Wohlthätigkeit je-
des Alter umfaffen würde. Daß es die Feyer einer geliebten Gattinn,
gilt, drücken die auf dem Archiiraoe über der Eingangspforte eingegra-
benen Worte: I^xoi-l oplilNH5 ^.lkerluZ, einfach und schön aus. Auf
dem oberen Theile der Pyramide schwebt die Figur der Glückseligkeit>
und tragt in dem Schlangen Zirkel der Unsterblichkeit das Porträt Chri-
stinens, mit der Umschrift: ^I^ria (^l-i^ina ^u5lrigca. Der Glück-
seligkeit gegenüber reicht ein fliegender Genius den Verdiensten der Erz-
herzoginn einen Palmzweig. Auf der obersten Srufe vor der Pyramide
liegt ein in Trauer versunkener Löwe, als Sinnbild der Seelenstärke
der Fürstinn. Auf oen Löwen stützt sich ein geflügelter Genius, das
Sinnbild der Zärtlichkeit und der Empfindung des Garten. Mit weh»
milchiger Trauer liegt dieser Genius auf den Stufen, und gibt sich
in die Arme der Slarkmüthigkeit, als Sinnbild der ihm entrissenen
Gattinn. Er blickt nach dem hinter dem Löwen gelehnten teutonischen
Schild, auf dem das österr. Wapen eingegraben ist. Die linke Hand
ruht auf einem runden etruskischen Schilde, weil Sachsen, durch die
Herzoge von Braunschweig, aus dem Hause Este abstammt. II) Die
Kirche und das Kloster der Kapuziner, auf dem neuen Markte. Die
1622 gegründete Kirche ist sehr einfach. Die 3 Altarblätter und ein
schätzbares Bild im Chöre, Maria Ooferung, sind von dem Kapuzi-
ner Norbert Bau mg artn er. Die kaiserl. Capelle in dieser Kirche
hat einen sehenswerthen Schatz, und ein schönes Altardlatt von G a<
briel Matthai aus Rom. 2 große Altarblatter für die öffentliche
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie