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Herrschaftsgrund Liechtenthal oder Carlstadt, von dem ehemah-
ligen Wiesengrunde, worauf diese Vorstadt erbaut wurde, insgemein
auch die Wiese genannt, hat eine liefe und flache Lage, und größ-
tentbeils gerade, sich in rechten Winkeln durchschneidende Gassen. Die
1712—14 erbaure Pfarrkirche zu den 14 Nolbdelfern, mit 3 Kuppeln,
hat im Gewölbe über dem Eingänge ein meisterhaftes Gemälde, der be-
thende Zöllner und der Pharisäer, von Franz Singer; der Hoch-
altar ist mit einem schönen Biide von Franz Zol l er geziert. Diese.
Vorstadt hat ein Herrschaft!. Brauhaus mit der Herrschaftskanzley und
ein Grundspital zur Versorgung armer Grundbewohner. — Außer den
schon angeführten Anstalten der Wohlthätigkeit und Humanität hat W.
noch folgende: Das k. k. Versatzamt oder Lechbaus, in der Dorotheer-
gasse Nr. 1112, 1707 errichtet; mehrere Pensions-, Armen- und
Brandversicherungs - Vereine; die erste österr. Sparcasse (s. d.) und
allg. Versorgungs-Anstalt; die mitder genamnen nun vereinigte Spar-
casse des Alser-Po'izeybezirks; die Gesellschaft adeliger Frauen (s. d.);
die Versorgungs-Anstalt für erwachsene Blinde weiblichen Geschlechts,
im Alt-Lerchenfeld, den 4. Nov. 1832 eröffnet; das k. k. Armen-
Institut (s. d.); die Handlunqskranken - und Verpflegs - Institute
(s. d.); die Rettungeanstalten für Scheintodte (s. d.); das Inquisiten-
spital im Strafhause in der Leopoldstadt, dient zur Aufnahme kranker
Züchtlinge und deriey Arrestamen aus den andern Stadtgef. ngnissen,
und hat einen eigenen Arzt; in der Folge wird dasselbe sich im neuen
Criminalgebäude (Alservor'adr) befinden. InW., als der Hauptstadt der
österr. Monarchie und a's Residenz, 1835 ol ne Militär (!2—l 5,000
Mann) mir 327,216 Bewodnern (54,ä30 in der Stadt, und272.786
in den Vcrstädten), haben die obersten Central-Verwaltungsstellenidren
Sitz; diese sind unter ihren selbststandigen Artikeln aufgeführt (s. übri-
gens auch den Art. Behörden). An Unterbaltungsorten und Spazier-
gangen hat W. in seiner schönen Lage und in der Mitte berrlicher Um-
gebungen keinen Mangel. Die Bastey, als die nächste die Stadt um-
kreisende Promenade, mit schönen Alleen und Ruhesitzen versehen, ist
den ganzen Tag besucht, und besonders hat sich die Strecke vom Caro-
linen- bis zum Schottenthore die elegantere Welt ausersehen. Nicht min-
der wird das Glacis, dessen Gehwege ganz vortrefflich angelegt, mit.
schattigen Baumreihen geziert und des Nachts mit zahlreichen Laternen
beleuchtet sind, und der im Stadtgraben nächst der Burg angelegte
Volksgarten besucht, welcher lektere eine Fontaine, mehrere Alleen
und Baumparthien, ein halbrundes Kaffehhaus, einen Tempel des
Theseus, der in allen seinen Theilen dem antiken, von Cimon
in Athen erbauten Theseustempel nachgebildet Hnd worin Canova's
Meisterwerk des Theseus Sieg üler den Centaur, aus kanarischem
Marmor, 18 Fuß hoch und 12 Fuß breit, aufgestellt ist, dann ein
zweytes zierliches Gebäude enthält, welches in die Katakomben des Tem-
pels führt, wo Sarkovhage, Urnen:c. aufbewahrt werden. Die nied-
liche Anlage des Paradiesgürtchens auf der Bastey mit dem dortigen
Kaffehhause steht mit dem Volksgarten in unmittelbarer Verbindung.
In den Vorstädten dienen als Promenaden: Der fürstl. Schwarzen-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie