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133 Wiener-Neustadt.
kaiferl. Burg, von Leopold dem Tugendh aften 1136 erbaut,
und durch M a r i a Theresia der k. k. Militär-Akademie eingeräumt.
Es ist ein starkes viereckiges Gebäude mit einem Thurme und mit Graben,
die aber nicht mehr mit Waffer gefüllt sind, sondern Küchen und Obstgärten
enthalten. Sehenswerch sind in ihr: Die herrliche gothische St. Georgs-
capelle, wo unter dem Hochaltare das Grab M a,r im il ian 's l . und sei-
nes treuen Dietr ich stein, gute Glasgemälde aus dem 15. Jahrhun-
derte, das Marmorbild des bey Sempach gefallenen Herzogs Leopold,
eine großeWapentafel, und in der Sacristey ein schönes Basrelief; ferner
die verschiedenen Abtheilungen der Akademie, der Zeichnungssaal mit den
Arbeiten der Zöglinge, der Artilleriesaal mit dem Modelle einer voll-
ständigen Festung, der schöne Physikalsaal mit Instrumenten und Mo-
dellen, ein Leibesübungssaal, das Winterbad, die Winterreitschule (34
Klafter lang und 9 Klafter breit), die Sommerreitbahn und die Stal-
lungen, die Bibliothek (mit 8,000 Banden), die Speisesale mit den
Bildnissen berühmter österr. Generale; gewöhnlich zählt die Akademie
bey 400 Zöglinge, welche in achtjährigen Tursen zu brauchbaren Ossi«
eieren herangebildet werden. An das Gebäude schließt sich der große, von
einer Mauer umgebene und vom Kehrbache durchflossene Garten (von
seiner vormahligen Bestimmung noch Thiergarten genannt) an, welcher
600 Klafter lang und 700 Klafter breit ist, 313i"österr. Joch umfaßt,
und mehrere Wiesenplatze, Äcker, Alleen, 2 Teiche, Schanzen und
die Ererciervlätze der Cadetten umschließt; auf einem Rasenbügel, nahe
an der westlichen (öcke des Gartens, steht das 1830 aufgestellte Denk-
mal des ehemahligen Akademie-Directors, Orafen v. K insky , eine
Büste aus Kanonenmetall, 9 Fuß hoch, auf einem steinernen, 16 Fuß
hohen Piedestal. Auch die ehemahlige Einsiedeley Mar im ilian's I.
war sehenswerth. W.-N. enthält 2 Kirchen und mehrere Capellen. Die
Pfarrkirche zu U. L. F., welche, so lange hier ein Bisthum bestanden
hatte, die Domkirche war, ist ein aus Quadersteinen.aufgeführtes gro-
ßes Gebäude aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts, mit 2 hohen
Thürmen, einigen guten Gemälden, mehreren alten Grabsteinen und
einer kleinen Gruft, in welcher 5 Kinder des Herzogs Ern st desEiser-
nen ruhen. Die Leichensteine des vormahligen Leichenhofes, welcher
die Kirche umgab, sind an den Wänden derselben angebracht; man sieht
darunter auch den Denkstein der Grafen Zr iny und Frang ipan i ,
welche wegen Hochverrath 1671 hier enthauptet wurden. In geringer
Entfernung steht die ziemlich große, aus Quadersteinen erbaute, ehe-
mahlige Begrabnißkirche St . Michael , die nun zu einem städtischen
Körnermagazin verwendet wird. Auch die ehemahlige St. Peterskirche
an der Stadtmauer nächst dem Wienerthore dient nun zu einen: Maga-
zine. Die Kirche des Kapuzinerklosters (vormahls Minoritenkirche) ist
klein und unansehnlich. In der Nahe des Ungarthores besindet sich eine
Cister;ienserabtey (das sogenannte Neukloster), mit der gothischen Drey-
faltigkeitskirche, welche ganz ausbrannte; das Kloster besitzt eine gute
Bibliothek (20,000 Bände), eine Antiken- und kleine Gemäldesamm-
lung, eine Naturaliensammlung und einen unbenutzten mathematischen
Thurm. Diese Abtey bildet zugleich die Stiftsherrschaft Neu klo st er,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie