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W i t t i n g a u. 167
Vt. Veit nach K ozsluch's Tode als Capettmeister an die Metropo-
litankirche berief, und so sein ausgezeichnetes musikalisches Verdienst
öffentlich anerkannte. Jederzeit, und zwar sehr oft, spielte er mit der
größten Bereitwilligkeit unentgeldlich, wenn es Unterstützung von Künst-
lern und wohlthätigen Anstalten galt. W.'s Compositionen zeichnen sich
alle durch einen ungekünstelten Ideengang, Anmuth, Gefälligkeit und
Gründlichkeit aus. Seine ersten Versuche in der Composttion bestanden
bloß in verschiedenartigen Tanzmelodien, welche nebst den,W e b e r'schen
eine besondere Beliebtheit fanden, in Liedern und Clavierstücken. Spä-
ter schrieb er 6 Sonaten für das Pianoforte mit Begleitung einer Vio-
line; Quartetten für 2 Violinen, Viola und Violoncell; Concert für
das Pianoforte mit Orchester-Begleitung; Concert für die Violine mir
Orchester-Begleitung; Concert für die Clarinete tttit Orchester-Beglei-
tung; Concert für das Fagot mit Orchester-Begleitung; mehrere Sym-
phonien für ein kleines Orchester und Gelegenheits-Cantaten; eine
< Messe; ein Requiem. — In dem Zeitraume von 1805—10 schrieb er:
Ein großes Concert für das Pianoforte mit Orchester-Begleitung; 2
Concerte für die Harfe mit Orchester-Begleitung ; eine große Sympho-
nie ; 2 große Messen und ein großes Requiem, welches bey der Anwesenheit
Kaisers Franz in Prag so sehr dessen Beyfall fand, daß W. den Auf-
trag erhielt, eine Abschrift desselben für die Hofcapelle nach Wien ein-
zusenden; mehrere größere und kleinere Clavierstücke; mehrere Oele-
genheits-Camaten, Arien, Chöre und ein Melodram in 3 Acten, un-
ter dem Titel: David, aufgeführt 1610 und 1811 im stönd. Theater
zu Prag, welche liebliche und höchst ansprechende Composition l^y 12
Wiederholungen ein volles Haus fand. Der größere Theil dieser Com-
positionen kam theils zu Offenbach bey Andre, theils zu Leipzig
^ bey Hofmeister heraus. Nun teschäftigt sich W. größtentheils mil der
Kirchenmusik, und tat bereits manches zu diesem Behufe componirt,
jedoch nicht zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Ein öfteres, unter dem
musikalischen Publicum laut geäußertes Bedauern, daß von seinen Ar-
beiten selten etwas bekannt wird, klingt zwar wie eine Art Vorwurf/
zeugt aber unverdächtig für den Werth und Gehalt derselben. W. bildete
viele geschickte Clavierspieler, besonders unter dem Adel Böhmens. 1826
erhielt er, nach Albrechtsberger's Ableben, einen ehrenvollen Ruf
als Hofcapellmeister nach Wien, welchen er durch Kränklichkeit und
anderweittge Verhaltnisse anzunehmen verhindert ward. Ein Iayr dar-
auf ernannte ihn der seit 18.26 in Prag bestehende Verein der Kunst-
freunde für Kirchenmusik in Böhmen zu seinem Ehrenmitgliede undDi-
rector seiner Musikschulen. Der sehr unterrichtete und seinem Fache
gewachsene Professor der Orgelschuls des Vereins, Robert Führer,
ist W.'s Schüler.
tvitt ingau, böhm. Stadt von 4/260 Einwohnern im Budwei-
ser Kreise, eine fürstl. Schw a rz e nb e rg'sche Schutzstadt. Es ist hier
ein Schloß mit einem für die Geschichte wichtigen Archiv. Die Herr-
schaft W. umfaßt bey !3 Q. M., und hat in der Gegend der Stadt
W. eine Menge fischreicher Teiche.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie