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194 wrbna und Freudenthal, Rudolph Graf v.
in emem solchen Grade, daß er in der Geschichte des böhm. Gewerb,
fieißes einen neuen Zeitabschnitt begründete, und der Gewinn schon im
ersten Jahre die kühnsten Hoffnungen der Unternehmer überstieg. —1796
hatte sich ein feindliches Heer den Gränzen Böhmens genähert; allein
die Nachricht davon war kaum erschollen, als mehrere Familienväter
sich sogleich erbothen, zur Vertheidigung des Vaterlandes die Waffen
zu ergreifen. Es hatte daher nur eines Winkes von W. bedurft, und
der Landsturm hatte sich auf seinen Gütern gebildet; doch der Helden-
geist des großen Feldherrn, Erzherzogs C a r l , rettete durch die
Siege bey A m b erg und W ü r z b u r g damahls nicht bloß Böh-
men, sondern auch Deutschland. — 18l)1 wurde W. zum Vicepräsiden-
ten der montanistischen Hofstelle, und im folgenden Jahre auch zum
Präses der Canalbau-Hofcommission vom Kaiser Franz ernannt. Es
wäre schwerlich gelungen, dem gefährlichen Brande in den Gruben von
I d r i a zu steuern, und das Bergwerk von gänzlicher Zerstörung zu
retten, wenn nicht W. höchst schnell und einsichtsvoll eingewirkt, und
so die Rettung einer der reichsten Staanquellen in der österr. Monarchie
herl'eygeführc hätte. — In der Gefahr von 1805 bedürfte der Kaiser
eines Mannes, der mit den Eigenschaften des treuen und redlichen Un-
terthans auch die Gewandtheit des Staatsmannes und einen hinlänglich
begründeten Ruf verband, um den Bürgern Zutrauen, den Feinden
Achtung einzuflößen, und ihm die Leitung der Geschäfte während der
feindlichen Besitznahme Wien's mit Beruhigung anvertrauen zu kön-
nen. Die Wahl des Monarchen fiel auf W., den er zum Landes-Hof-
commiffar ernannte. Die Brust eines Jeden wurde mit Vertrauen be-
seelt, und mit gefaßterem Muthe erwartete man die Ankunft der Fein-
de. — Schon am ersten Tage des feindlichen Einmarsches bewies W.
eine Entschlossenheit, die die neuen Gewalthaber sehr überraschte. Wenn
er für d.ie Bedürfnisse des Heeres mit solcher Schnelligkeit sorgte, daß
auch der Feind seinen Eifer anzuerkennen gezwungen war, so wies er
dagegen jede unbillige Forderung mit Festigkeit zurück, und zeigte in
dem Sbreite, der sich bey der Näumung des össerr. Militarspitals zwi-
schen ihm und dem französischen General-Intendanten Daru erhob,
daß er selbst fein Leden für die Sache seines Kaisers und seiner leidenden
Mitdrüder zu opfern entschlossen sey. Aber gerade diese Seelenstarte, in
Verbindung mit den übrigen Eigenschaften des Geistes und des Her?
zens, die eine große Zeit und eine bedenkliche Stellung in ihm entwi-
ckelte, wurde die Quelle der Achtung, die er den Siegern einflößte.
Ihm verdankte man es, daß Museen und Bibliotheken damahls unbe-
rührt blieben, und mancher leidenschaftliche Ausfall in den zu Par is
im Moniteur erschienenen Kriegsberichten auf die Vorstellungen W.'s in
der Wiener Zeitung wesentlich gemildert wurde. — Nach der am 30.
Dec. von Holitsch zu Wien angelangten officiellen Nachricht des
abgeschlossenen Friedens daueren die Verhandlungen der Landescom-
mission mit den französischen Behörden sedr lebhaft fort, da die,e unter
dem Vonvande, es sey Staatsgut, eine Menge von Gegenstanden in
Anspruch nahmen, deren Werth sich auf einige Millionen belief. Allein
die meisten dieser Forderungen scheiterten auch dieses Mahl an der Fe-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie