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wurmbrand, das Geschlecht. 201
wurmbrand, daS Geschlecht. Die Sage versetzt den Ursprung
der W. in jene Zeiten, wo die deutsche Erde mit Urwäldern überdeckt
war, in denen der Einöde wilde Thiere bausten, da und dort ein wü-
ster Pfuhl seine giftigen Damvfe zum Himmel sandte, und Basilisken
und Lindwürmer in seinen undurchforschten Winkeln allen Geschöpfen
zum Untergänge auflauerten. Ein lecker, ritterlicher Held tödtete, wie
Hercules die Lernaische Schlange, wie derStrutban von Win-
kelried den Drachen im Sumpfe von Weyler, wie der Ritler von
Trautenau das Ungethüm, das noch jetzt im Brünner Rathhause
hängt, einen solchen Lindwurm mit seinem guten Schwerte und einem
lustig lodernden Brande, und biesi seit jener Zeit „der Wurmbrand."
Dieß die Sage von dem Ursprünge des edlen Geschlechtes der W.; doch
nennen Admonter Urkunden unter den ersten Edlen der Steyerü'ark schon
1130 einen Otmar v. W., welcher im goldenen Felde seines Wavens
einen schwarzen Basilisken oder Drachen, mit ausgebreiteten Flügeln
auf einem grünen Hügel stehend, führte, und von seinen 2 Söhnen,
Conrad und Leopold, änderte der zweyte, zur alten Sage zurück-
kebrend, in etwas seinen Nahmen und seinWapen,in dem erden schwarzen
Drachen beybehielt, ihn aber ins silberne Feld stellte, und ihm in den
Schnabel einen Brand steckte, der von beyden Seiten loderte, sich von
dem Wurm und dem Brande, den „Wurmbrand" nennend. Durch die
Söhne dieses Leopold hat sich das Geschlecht bis auf unsere Tage er-
halten; denn Conrad's männliche Nachkommen erloschen schon mit sei-
nem Enkel. Die Propstey G locknitz, hart an der heutigen Gränze von
Steyermark, ist das uralte Erbbegräbnis; der W., und auf einem Grab-
steine von 1265 findet sich schon dieses Geschlechtes Ehrenbenennung als
„Herren von Stuppach" verzeichner. Ein Heinrich (III.) v. W.,
der als Propst von Perchtoldsdorf 1370 starb, bedachte das Erbbe-
gräbniß seiner Abnen mit vielen frommen Stiftungen. Dieses Hein-
rich's Bruder, Helwig v. W., wird der Erste unter den W.'en in
österr. Urkunden genannt. Von ihm bewahrt die Familie einen Schild;
mit diesem und seinem Schwerte war er 1322 in der Schlacht beyMüh l-
dorf und auf dem glänzenden Turniere, das Frie drich der Schone
gab, ehe er ins Feld zog. — Gut und Habe der W. mehrte ungemein
Stephan, der sich in Urkunden schrieb: „Ich Herr Stephan, der
Wurmbrand, Herr zu Stuppach." Er war wohlgelitten bey jenem bie-
deren Herzog Leopold, der im Sempacher Verderben 1386 den Rath
zur Flucht abwies. Er hinterließ nur 2 Söt-ne: Si mon undLaurenz.
Simon hatte bloß eine Tochter, welche den Schleyer nahm und noch
vor dem Vater starb. AlleinL a u renz pflanzte das Geschlecht fort und er-
warb ihm, durch seine Vermählung mit Cath arina v. Emmerberg,
einen neuen Vorzug. DieDynasten vonEm m erb erg hatten von jeher
das Erbland-Küchenmeisteramt in Steyermark verwaltet, und da mit C a-
tharinens Bruder, der als Friedrich IV. auf dem erzbischöfiichen
Stuhle zn Salzburg saß, das Geschlecht erlosch, kam dieses Erzamt
an die W., die es bis heute besitzen. "— Laurenzv. W.'s zweytgebor-
ner SohnmitCa tha r in a v. E m me rberg, Friedr. v. W., nahm
den Titel eines obersten Erbland-Küchenmeisters in Stepermark an. Kai-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie