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wurmbrand, Iyh. wilh. Graf v. 205
machung seiner ersten Schrift: I'orum krincipum sacri imperii i-ci-
mano-ßei-inanici (Utrecht 1694, vermehrt und verbessert 1733), einen
dankbaren Tribut zollte. Die österreichische Linie der W., welcher er
angehörte, hatte in den stürmeoollen Zeiten der Religionsbefebdungen,
aus Anhänglichkeit an den protestantischen Lehrbegriff das Vaterland
verlassen; sein Vater I o h. Eustach Graf v. W. begünstigt durch
die milden Gesinnungen des Kaisers Leopold I . , war mit den Haup-
tern anderer angesehenen Familien zurückgekehrt, und der Kaiser hatte
ihm wieder ertheilt, was von den alten Gütern noch vorhanden war.
Diese Ehrenschuld abzutragen, und der Altvordern Verdienstein den
seinigen der Welt kund zu M m , trat W. frühzeitig in Staatsdienste,
und fand nach dem vorschnellen Tode seines Vaters einen welterfahrnen
Leiter seiner Jugend in dem Grafen Do minik.Andr. v. Kaunitz,
dem Großvater des berühmten Staatskanzlers, der aber in seiner Zeit
fast keinen geringern Ruhm durch seine diplomatischen Talente, vornehm-
lich durch den Abschluß des Ryßwicker Friedens (1697) erwarb, als
in spätern Tagen sein Enkel. — In den dornenvollen Geschäften des
vielverwickelten deutschen Reiches b/qann W, seine öffentlichen Dienste,
und schon in dem Jahre des Ryßwicker Friedensschlusses wurde er zum
Reichshofrath ernannt. Eben diese deutschen, Reichsgeschafte führten ihn
in den Kreis der archioarischen Studien, um über Lehen und Gesetzge-
bung, über die Verhältnisse des Chur- und Fürstencollegiums und aller
Stande zu einander, über Erbfolgen und Hausobservanzen, über An»
sprüche an auswärtige Staaten und Titel der landesherrlichen Macht-
vollkommenheit Ansichten zu erhalten, welche durch Documente beglau-
bigt sind, und es ist fast unglaublich, was er in allen diesen Puncten
beleuchtet, welches Unbekannte er ans Taglicht befördert hat! Er schuf
die neuere Organisation des Reichshofrathes und seiner Kanzley, und
das Hauptwerk seines gelehrten Fleißes und zugleich das Hauptwerk
über die österr. Genealogie: (^l>1lectan^a Aenealogloo - lnstni-ica
trla6 insei'io^is 8taluum ut stX ftli'5 s)si-
e «i'lAinalikuz exc^rvta (Wien 1705),
enthalt von mehr als 4,000 Urkunden Auszüge, die mit einem Geiste
geordnet sind, der sich durch seine Gründlichkeit und Scharfe weir
von jenem unterscheidet, mit welchem man so gern die Genealogie zu
behandeln pflegt. Der Verfasser dieses gediegenen Werkes, wenn ihn
auch übergroße Bescheidenheit hinderte, demselben seinen Nahmen vor-
zusetzen, heißt mit Recht der „Vater der österreichischen Genealogie,"
denn 70 edle Geschlechter, zu seiner Zeit blühend, sind darin verzeich-
net, ihre Geschichte aus Urkunden erzahlt, und in einem später (Wien
173?) abgedruckten Anhange, ^ l ie l^ iwr i iz provincialuln auztriac.
OKicialikuL, der nicht minder wichtig ist, als das Hauptwerk, sind
die Erdämter der österr. Provinzen behandelt. Jener, wie dieses ist mit
so vieler Gelehrsamkeit abgefaßt, daß man schwer begreift, wie ihm
Zeit zu seinen Staat?geschäften geblieben. Schon 1722 kehrte er mit
seinem ganzen Hause zur katholischen Kirche zurück; 1726 wurde er
und die ganze österr., Linie seines Hauses in einem zu Rochen bürg
an der Tauber gehaltenen Grafen - Convent in das fränkische Grafen«
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie