Page - 246 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe W-Z, Volume 6
Image of the Page - 246 -
Text of the Page - 246 -
3 i . g e u n e r.
Truppen unter Wallenst ein, die Gränzen Mährens und Österreichs,
llnd sctzre zur Zeit der böhm. Rebellion durch Aufstellung seines Heeres,
Mahren in die Lage, die innere Ruhe aufrecht zu erhalten. Er wurde
mit Andern von den mähr. Ständen nach Prag gesandt, um den Adel
zur Ruhe zu bewegen; allein Graf Thurn und andere Übelgesinnte
vereitelten diese Absicht. Nach Kaiser Matbias's Tode blieb er dessen
Nachfolger Ferdinand I I . zugethan. Obschon selbst Protestant, ver-
abscheute er die aufrührerischen Anschläge der mähr. Protestant. Stande
.qegen Ferdinand. Er wurde daher ins Gefängniß geworfen, und
leine Anbiethung von Geld und Ehren durch den Pfalzgrafen Friedrich,
als dieser zum König von Böhmen ausgerufen wurde, war vermögend,
seinen hohen Sinn und seine Treue nur wankend zu machen. Nach der
für Friedrich unglücklichen Schlacht am weißen Berge bereuten die
Mahrer ihren Fehltritt, und Z. war ihr Versöhner bey dem Kaiser. Der
Unglücksfälle seines Vaterlandes müde, zog er 1628 nach Breslau,
kehrte aber, da er hier keine bleibende Stätte fand, wieder nach Mah-
ren zurück und lebte zu Prerau, wo er den 9. Oct. 1636 starb; er
ward zu Brand eis in der Familiengruft begraben. Erstarb als kai-
serl. Rath und war von 1608—l6 Landeshauptmann in Mähren. Sein
Enke', Carl Brunralsky v. Wrbna, war sein Erbe; er hinter-
ließ ihm auch eine treffliche Bibliothek, welche er bey seiner Auswande-
rung aus Mähren nach Breslau in sein dortiges Haus übertragen
ließ; Wrbna schenkte sodann diese Bibliothek sammt seiner eigenen
nach St. Magdalena in Breslau, Die Achtung der Ge'ehrten
sprach sich in den an Z. gerichteten Zueignungsschriften iyrer Werke aus.
Er unterhielt einen ausgebreiteten Briefwechsel, und dadurch innige
Freundschaft mit den in der Gelehrsamkeit ausgezeichneten Männern
jener Zeit, wie es seine: (Codices Epiätolarum 26 ^ßNItos nnl)ile5
vir«5yu6 I^ui-apae erucliwä, welche nebst seinem handschriftlichen Dia«
rium und mehreren Banden seines politischen Briefwechsels zu Horzo?
witz in Böhmen in der grafi. Wrbna'fchen Bibliothek bewahrt wer-
den, bezeugen. Monse (s, d.) bat unter dem Titel: Paroli 1^ V.
a Aiei-otin epiätolse «electae, I?28c. I. (Brunn 1781) begonnen,
eine Auswghl der Briefe Z.'s herauszugeben, aNein die Fortsetzung un«
terblieb.Z. war auch ein besonderer Beschützer der mähr. Brüder, denen
er in ihrer Pedrängniß auf seinen Gütern in Mahren ein freundliches
Asyl gewährte. In seiner Buchdruckerey zu Kralitz wurden die von
ihnen in die böhm. Sprache übertragenen Bibeln in mehreren Ausgaben
gedruckt, welche nun zu den größten bibliographischen Seltenheiten ge-
hören.
Zigeuner. Nach den Untersuchungen, welche Grell mann,
Kraus und Hasse über die Z. anstellten, ist der hindostanische Ur-
sprung dieses sonst räthselhaften Volkes beynabe ausgemacht, Ihre Na«
turlivre, die dunkelgelbe Ambrafarbe, ihre Sitten und ftr Charakter,
besonders ihre Sprache, entscheiden für Hindosian. Aber die Geschichte
ftres Zuges nach dem nördlichen Eurooa, und die erste Veranlassung
dazu ist auch noch jetzt durchaus unbekannt. Vielleicht seit Iabrhundcr«
ten unter den Völkeroarietäten in Ungarn versteckt und nicht geachtet,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie