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Zucker-Erzeugung. 3l9
Princip, der unter die besten der Welt gehört, da der äußerst thätige
Besitzer mehrere sehr zweckmäßige Abänderungen und Verbesserungen,
sowohl in der Dampfbeheizung, wo die Temperatur fortwahrend auf
45° N. erhalten und auch sonst nach Bedarf leicht regulirt werden
kann, als in dem Kesselapparate se-lbst, hinzufügte. In 12 verschiedenen
Sorten werden daselbst über 12,000 Ctr. raffinirter Zucker jahrlich ge-
liefert, einen großen Theil des Landesverbrauchs deckend. Die in den
inländischen Raffinerien erzeugten Sorten stehen den ausländischen Raf-
sinaten in Rücksicht der Güte nicht nach, und sollen überhaupt beynahe
H des inländischen Bedarfs decken. Nur muß man noch. immer dem
Hamburger Zucker in Hinsicht der Weiße und Reinheit der Brode einen
Vorzug einräumen. Die Herabsetzung des Zolles bey der Einfuhr des
Zuckermehls zum Gebrauche der Raffinerien hat nebst andern Begün-
stigungen sehr vortheilhaft auf den Zustand dieser Fabriken gewirkt,
indem sie nun in Ansehung der Preise mit ausländischem Zucker, zumahl
in den Mittel-und gröberen Sorten concurriren können. — DerHan-
del mit raffinirtem Zucker, Candis und Syrup ist sehr erheblich, da
diese Artikel so bedeutende Gegenstände der Consumtion geworden sind.
Bey dem großen Bedarfe kann es den inländischen Raffinerien an Ab-
satz nie fehlen. Die 3 Görzer und 2 Laibacher Raffinerien versenden
ihre Raffinate nach Ungarn und ganzIllyrien; jene im Lande Osterreich
versorgen den größten Theil von Wien aus. Da sie aber doch nicht
hinreichen, den Bedarf der ganzen Monarchie, wie oben bemerkt, zu
decken, so werden noch immer feine Raffinate aus dem Auslande, beson-
ders vonHamburg, auch Lumpenzucker aus England und Syrup vor-
züglich aus amerikanischen Plantagen eingeführt. Freylich behaupten
London und Hamburg , was den Handel mit raffinirtem Zucker
betrifft, seit Jahren großes Übergewicht. Seitdem aber den österr.
Raffinerien mehrere Begünstigungen zugestanden wurden, und in Ruß-
land und Preußen dasselbe geschieht, empfinden diese Städte den Ab-
bruch des Handels im Zucker sehr. Die E, fuhr an raffinirtem Zucker
in die österr. Monarchie ist nun gegen früher bedeutend vermindert, und
es ist zu erwarten, daß auch das verminderte O.uantum noch von Jahr
zu Jahr abnehmen wird. Der Schleichhandel an der Küste, der sonst
stark getrieben wurde, hat fast ganz aufgehört, seitdem die Görzer
Fabriken sehr billige Preise zu machen im Stande sind. Die Aufhebung
der Zölle auf der Elbe that zwar den österr. Fabriken noch einen bedeu-
tenden Eintrag, indem die Frachten von Hamburg bis Prag und
Wien sehr billig zu stehen kommen; allein die Einfuhrszölle geben
wieder eine Erleichterung. — Wichtig ist die Rübenzucker-Fabrikation,
am vorzüglichsten in Böhmen. Dieses gewerbfieißige Land zählt jetzt
über 16 Rübenzucker-Fabriken. Das größte Verdienst um die Verbrei-
tung und Hebung dieses neuen Gewerbs-zweiges in Böhmen hat Car l
Weinrich, Gutsbesitzer zu Rechtenbach und Inspector mehrerer
Zucker-Fabriken Böhmens. Er hat mit Beharrlichkeit und regem Eifer
für die Sache alle Hindernisse, welche sich ihm entgegenstellten, glück-
lich besiegt, und dadurch in Böhmen ein allgemeines Interesse für die
Erzeugung inländischen Zuckers hervorgerufen. Ihm gebührt das Ver-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie